warenwirtschaft newsletter 53

Liebe Freundöm,

im Sommer machen wir Schluss mit der warenw– bitte wie? Was „Freundöm“ heißen soll? Das ist unser Beitrag zur Entwicklung einer inklusiven deutschen Sprache, die sich nicht wie Beamtensprech liest. Die Ästhetik eines Textes ist empfindlich, Behelfsmittel wie FreundInnen, Freund_innen, Freund*innen und Freunde/-innen hält sie schlecht aus, so würdig die Idee und so wichtig die Botschaft dahinter auch ist. Alternativen müssen her. Andere Sprachen sind da weiter. Daher, jetzt neu: „-öm“, das androgyne Plural-Suffix. 

Wenn wir es nur konsequent genug verwenden, kommt es irgendwann im Duden an! Macht alle mit. Es ist nicht schwer.

Bonus: Interessante Konstruktionsmöglichkeiten wie Damöm und Herröm erschließen ganz neue Wege der geschlechtlichen Selbst- und Fremdzuschreibung.

Aber genug davon. Stattdessen was über den Sommer:

Im Sommer machen wir Schluss mit der warenwirtschaft

Aber es ist nur eine Trennung auf Zeit, genauer, eine auf zwei Wochen, noch genauer:

Unsere alljährliche Sommerschließung findet statt vom 6. bis zum 20. August.

Dann mit neuer Leidenschaft zurück hinter die Tresen und verkaufen, verkaufen, verkaufen.

Diverse Märchengestalten

Vor einer Weile haben wir geschildert, wie der alteingesessene Familenbetrieb Söbbeke weitestgehend unbemerkt von einem riesigen Molkereiprodukte-Konzern aufgekauft wurde. Wir haben dabei vermutlich auch angemerkt, dass wir das nicht allzu schön finden, aber in unserer ausgewogenen Art waren wir uns nicht zu schade, darauf hinzuweisen, dass es ein altersbedingtes strukturelles Problem mit den Pionierfirmen der Biobranche gibt, deren Gründer jetzt allesamt nach und nach das Rentenalter erreichen und es nicht leicht haben, innerhalb der Branche oder gar innerhalb der Familie Nachfolger zu finden. Das alles kann man hier nachlesen

Dass es auf diese Schwierigkeiten allerdings auch andere Antworten gibt, haben dieser Tage sehr schön Rapunzel und Zwergenwiese vorgemacht. Susanne Schöning, die vor 37 Jahren Zwergenwiese gegründet hat, lässt verlauten, dass sie sich bewusst dagegen entschieden habe, an branchenfremde Kapitalgeber zu verkaufen. Ihr Anliegen sei es, ihr Lebenswerk mitsamt seiner inhaltlichen Werte innerhalb der Naturkostbranche zu übergeben. Gut, das habe ich jetzt aus der Pressemeldung abgeschrieben, und Pressemeldungen sind jetzt nicht das Nonplusultra an investigativem Journalismus – aber es spricht viel dafür, dass es stimmt. Denn seit Ende Februar gehört Zwergenwiese Rapunzel, und eben nicht Dr. Oetker oder Savencia oder Monsanto. So geht es also auch.

Bonus: Das zugehörige Foto in der Pressemitteilung ist sehr lustig.

Noch eine Märchengestalt

Es ist ja jetzt Frühling, da kommt so ein bisschen Bewegung in die Hormone, und sicherlich geht ihr allesamt viel miteinander ins Bett, und das ist gut und richtig so. Das nehmen wir nochmal zum Anlass, euch das unterschätzte Produkt des Monats vorzustellen: Einhorn! Das sind faire, nachhaltige Kondome, und wir haben die, und kaum jemand kauft sie, und das ist eine Schande. Weil Einhorn die gesamte Werschöpfungskette auf ihrer Seite tranpsarent machen, sieht man sehr schön, wie komplex es ist, selbst bei einem so banalen Produkt wie einem Kondom den hohen Idealen der Nachhaltigkeit in der Praxis treu zu bleiben, und wie würdig es ist, sich dieser Herausforderung zu stellen und auch die dabei entstehenden Schwierigkeiten offenzulegen.

Kein Märchen

Seit Ewigkeiten schon planen wir, den endgültigen Artikel über Bio und so zu schreiben: Sachlich, demythologisierend, aufrüttelnd, ohne falsche Romantik, aber trotzdem optimistisch. Richtig, richtig gut soll der halt werden. Und sowas braucht einfach ein bisschen Zeit, acht Jahre mindestens.

Sieht so aus, als hätten wir uns zu viel Zeit damit gelassen. Man ist uns zuvorgekommen. Der Bursche muss damit vor mindestens neun Jahren angefangen haben, anders ist das nicht erklärbar. Gut, dann können wir uns endlich anderen wichtigen Fragen zuwenden, vielleicht der Lösung des Nahost-Konflikts.

Ähm… Märweg

Deutschland verbraucht 320.000 To-Go-Kaffeebecher und wirft sie dann weg. 
Pro Stunde.
Jawoll. Kein Witz.
Das macht über 40.000 Bäume im Jahr.

„Zuviel“ ist dafür ein zu kleines Wort. Die guten Seelen von El Rojito (ganz objektiv gesprochen einer der wenigen Orte, an denen man genauso guten Kaffee trinkt wie bei uns) haben sich dazu etwas einfallen lassen und im Laufe des letzten Jahres ein echtes Mammut-Projekt angeschoben: Refill it.

Das ist ein hamburgweites Pfandsystem für To-Go-Becher. Die Refill-it-Becher kosten 1,50 Pfand, bestehen der plastik-artigen Haptik zum Trotz aus komplett biologisch abbaubaren, nachwachsenden Rohstoffen und haben bei El Rojito inzwischen die Pappbecher komplett ersetzt: Wer da einen Kaffee mitnehmen möchte, tut es im Pfandbecher oder gar nicht. Das hat wirklich Schneid, und die werden sich dafür manch ein Gemopper angehört haben müssen, aber natürlich sind die Argumente unschlagbar (1,5 Milliarden Liter Wasser im Jahr für die Herstellung von To-Go-Wegwerfbechern!) Hut ab, El Rojito. Wir wollen sein wie ihr.

Die Pfandbecher gibt es bei uns auch, und wenn wir unseren Vorrat an Pappbechern verbraucht haben, wird es auch bei uns nichts anderes mehr geben. Gleiches gilt übrigens für die Suppenkultur – auch da wird es bald nur noch die Weckgläser gegen Pfand geben, keine Pappschalen mehr. Also seid gefasst, wir und der ökologische Gedanke werden in absehbarer Zeit von euch To-Go-Trinkern und -Essern eine kleine Bewusstseinsveränderung einfordern. Wir sind gespannt auf Qualität und Quantität des Gemoppers.

Die Becher können übrigens in jedem teilnehmenden Café wieder abgegeben oder aufgefüllt werden, und das sind schon eine ganze Menge.

Weniger Weg

Immer dann, wenn das Wasser von Lauretana bei unserem Großhändler nicht verfügbar ist, weil „der Lastwagen noch auf dem Weg aus Italien“ sei, haben manche von uns einen sogenannten WTF-Moment (Wir haben vergessen wofür das Kürzel steht. Was Tut sich da Fieses eigentlich? Wer Tut das gutFinden? Wann Tanzt der Fisch?): 

Wasser ist so ein Thema.

Mineralwasser verursacht bei gleicher Menge, je nachdem, welche Studie man liest, ohnehin schon mindestens 100 mal mehr CO2 als Leitungswasser, das eines der am strengsten qualitätskontrollierten Lebensmittel überhaupt ist. Und das gilt für Mineralwässer, die aus der Umgebung kommen – für importierte Luxuswässer ist die Zahl nach oben offen, weil einen großen Teil dieser Bilanz der Transport ausmacht. 10mal mehr CO2 als lokale Wässer, 1000mal mehr als Leitungswasser, schreibt zum Beispiel die SZ

Ergo: Mineralwasser ist im Vergleich zu Leitungswasser ökologisch bedenklich, und Lauretana ist im Vergleich zu anderen Mineralwässern ökologisch bedenklich, also doppelbedenklich insgesamt.

Damit haben wir schon immer ein blödes Gefühl, zumal es bisher unseres Wissens keine Studie, keine Untersuchung, keinen Test gibt, der irgendeinem Luxus-Import-Wasser, sei es Lauretana oder ein anderes, einen niedrigeren Schadstoffgehalt oder eine bessere Wirkung auf die Gesundheit bescheinigt als anderen Wässern.

Es gibt für alle, die nicht nur Leitungswasser trinken wollen, viele Wässer, die kürzere Wege zu uns zurücklegen müssen. Daher gehen wir ab bald folgenden Weg: Lauretana steht nicht mehr in der warenwirtschaft in der Auslage – Ihr könnt es aber kistenweise weiterhin bestellen, wenn ihr nicht darauf verzichten mögt, dann aber auf eigene Karma-Rechnung. Bitte sagt Bescheid, wenn Ihr das, eventuell auch regelmäßig, wollt.

Hier fällt mir keine lustige Überschrift ein

Im letzten Newsletter war schonmal die Rede davon: Wir werden beklaut. Inzwischen haben wir das Problem noch weiter eingrenzen können – wir machen ordentlich Verluste durch Diebstahl in der Kosmetik-Ecke. Lauter so kleine teure Dinge, von denen regelmäßig mehr fehlen, als wir verkauft haben.

Mit unsäglichem Magengrimmen informieren wir euch an dieser Stelle, dass wir uns nicht anders zu helfen wissen als mit einer Kamera, die in absehbarer Zeit dort installiert werden wird.

Alte Produkte

Kennt ihr die leckeren Aufstriche von gutding? Die in den kleinen Weckgläsern mit den handgezeichneten Etiketten? Die mit der unschlagbaren Zwiebelmarmelade „Bolle“?

Die haben jetzt einen sehr sympathischen Film gemacht bekommen. Nur so zur Kenntnisnahme, denn je besser man sich gegenseitig kennt, desto lieber isst man den Kram.

Kalte Produkte

Wir haben das noch nirgendwo so richtig erklärt, es verhält sich wie folgt: Seit ein paar Monaten haben wir unseren Tiefkühl-Lieferanten gewechselt, was sich für euch wahrnehmbar in einem weitestgehenden Austausch des TK-Sortiments niedergeschlagen hat. Und zwar bekommen wir jetzt auch unsere Tiefkühlware von Naturkost Nord. Das ist der Großhändler, mit dem wir seit Beginn der warenwirtschaft sehr eng und freundlich zusammenarbeiten – wir kriegen schon immer den allergrößten Teil unserer Waren von denen.

Die hatten jahrelang keine Tiefkühlkost und haben sich die nötige Infrastruktur dafür erst neu aufgebaut, und die ist ganz schön komplex – entsprechend ist da noch nicht alles hundertprozentig eingeschliffen, manchmal sind Dinge nicht da, oder wir verpeilen neue Bestellfristen, da müssen wir alle noch ein bisschen üben – kurz: Der Tiefkühlschrank ist manchmal leerer, als wir ihn gerne hätten. Das wird aber besser werden. Und: Mit NKN beziehen wir jetzt auch unseren Tiefkühlkram von einem Lieferanten, der sehr sorgfältig auswählt, was er verkauft und was nicht – ein Lieferant, den wir gut kennen und dem wir nahezu blind vertrauen.

Neue Produkte

  • „infused water“ von Voelkel in drei Geschmäckern

Möglicherweise eine ganz gute Idee, wir sind uns da noch nicht ganz sicher. Nicht einfach nur Wasser für wenn man mal Durst hat, aber eben auch kein Zuckerschlecken beim Durstlöschen. Probiert mal, vielleicht ist das was für Euch. Nein? Soll bitteschön mehr Geschmack sein? Dann vielleicht hiervon was: 

  • Schwarze-Johannisbeere-Trunk
  • Heimischer Multi rot
  • Rote-Bete-Orangensaft
  • Kokos-Mango-Saftmischung
  • löslicher Lupinenkaffee von Naturata
  • Kurkuma-Tees von Sonnentor
  • NOW Red Kiss – mit Kirsche, Granatapfel und Vanille – gibt’s nur saisonal
  • Aperitivo San Marco – was die Nicht-Bios als Aperol kaufen

 Ach, ihr habt gar keinen Durst? Dann esst doch was, zum Beispiel:

  • Keimster – das gekeimte Müsli in der *extrem* ökigen und doch stylishen Packpapier-Großpackung. Sehr günstig, hält sich ewig, schmeckt gut und ist allem Anschein nach „ein wahres Nährstoffwunder und besser verdaulich“ als ungekeimte Müslis. 
  • Black Forest Tofu von Taifun (würziger Räuchertofu mit Tamari, Zwiebeln und Kümmel)
  • Cashew-Black Bean-Burgerbratling von Soto
  • Meerrettich in der Tube
  • Verschiedene, wechselnde Feinkostsalate von der Biomanufaktur Hauke Wisch, z.B. Farmersalat, Krautsalat, Nudelsalat,…
  • Frische Schafsmilch im 500ml Becher – schmeckt gar nicht doll schafig und ist sehr rahmig!
  • Regionaler Rinder- und Lachsschinken und auch Geflügelfrikadellen vom Bauckhof
  • Zeitweische Frischfleische vom Arpshof, z.B. Schweineschnitzel
  • Kichererbsenchips Paprika
  • Kartoffelchips Provence
  • Pasteten verschiedener Geschmacksrichtungen von Eden
  • Red Thai Curry-Sauce von Sanchon
  • Studentenfutter-Schokis von Rapunzel
  • Vegane Scheiben Classic – was Nicht-Veganer als Käse kaufen
  • Garnelen im Kühlregal
  • Parmiggiano Flakes – viel schicker und leckerer als der geriebene, trotzdem genauso convenient!
  • Sahne und Quark (mit etwas Jogurt) im Pfand-Glas
  • 4-Jahreszeiten-Jogurt von de Öko Melkburen – stichfest und sehr lecker. Auch mit deren Milch versuchen wir es bei Euch mal wieder, weil Ihr ja auf besondere und besonders lobenswerte Produkte Wert legt, auch wenn das dann ein bisschen teurer sein muss. Was da so besonders ist? Kurz gesagt: Die Milch, die von nur drei Höfen in Schleswig-Holstein stammt, wird in einer kleinen, alteingesessenen Molkerei verarbeitet. Weil die Kühe zu unterschiedlichen Jahreszeiten anders gefüttert werden, merkt man das der Milch an und darum wird sie auch immer anders verpackt. Und ganz besonders besonders dürfen die Kälber lange bei der Herde bleiben, wofür die Bauern bewusst auf Milchertrag verzichten. Die nennen das „Elternzeit für Kühe“. Viel Unterstützenswertes. 

Na. Da sollte doch für jedöm was dabei sein. 

Guten Appetit und auf bald sagen
eure schillernden Lichtgestalten von der warenwirtschaft

Anne, Berit, Florian, Nico und Reuli


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