- Wieso ist das Mitgliedsmodell günstiger? Woher kommt das Geld?
- Dürfen nur Mitglieder bei euch einkaufen?
- Wieso sollte ich mein Ökozeugs nicht im Supermarkt kaufen? Die sind auch nicht teurer als ihr, und denen muss ich im Monat nichts bezahlen.
- Was genau ist ein Kollektiv? Ist das nicht aus den Siebzigern oder Russland?
- Wie genau kommen eure Preise zustande, und warum so und nicht anders?
- Welches Ökosiegel ist das Beste von allen?
- Sowas Tolles ist ja wohl überhaupt noch nie dagewesen. Wo nehmt ihr nur die Ideen her?
- Ich bin gar kein einzelner Mensch, sondern eher eine KiTa / ein Café / eine Forschungseinrichtung / ein Sportverein. Kann ich trotzdem Mitglied werden?
- Woher wisst ihr eigentlich schon im Voraus so genau, welche Fragen ich euch stellen möchte? Das ist beeindruckend!
Wieso ist das Mitgliedsmodell günstiger? Woher kommt das Geld?
Wir sind ein Stammladen und haben fast ausschließlich Stammkunden. Dadurch können wir sehr effizient wirtschaften, gezielt einkaufen, Schwund minimieren. Wir wissen meistens sehr genau, wie viel Einkünfte und Warenausgänge zu erwarten sind. Außerdem sind wir nicht auf beständige Werbung angewiesen und brauchen keine teure, exponierte Lage, um Laufkundschaft anzuziehen. So sparen wir viel Geld und Arbeit, und das schlägt sich in niedrigen Preisen nieder, macht aber auch auf der Kundenseite das Eingehen einer gewissen Verbindlichkeit nötig: Der Mitgliedsbeitrag lohnt sich erst, wenn man relativ viel und regelmäßig bei uns einkauft. <top>
Dürfen nur Mitglieder bei euch einkaufen?
Nein – alle dürfen. Wenn der Eindruck entstanden ist, dann liegt das vielleicht daran, dass wir das Mitgliedermodell so toll finden und deshalb sehr in den Mittelpunkt stellen. Wir wollen vor allem ein Mitgliedsladen sein, und die Erfahrung zeigt, dass unsere Kunden vor allem Mitglieder sein wollen – das passt gut zusammen. Aber natürlich dürfen und sollen auch Nichtmitglieder bei uns willkommen sein. Tatsächlich lohnt sich die Mitgliedschaft ja nur für diejenigen, die regelmäßig und recht viel bei uns einkaufen, und nicht so sehr für die, die nur mal schnell ein Brot mitnehmen wollen. Die allerdings müssen dann auch mehr für ihr Brot zahlen als die Mitglieder – eben den normalen Ladenpreis. Alle unsere Produkte sind mit zwei Preisen versehen; dann können die Mitglieder jederzeit sehen, was sie sparen, und die Nichtmitglieder, was sie nicht sparen. <top>
Wieso sollte ich mein Ökozeugs nicht im Supermarkt kaufen? Die sind auch nicht teurer als ihr, und denen muss ich im Monat nichts bezahlen.
Das ist eine Frage, über die die Biobranche in jüngerer Zeit sehr aufgescheucht ist. Wie kopflose Hühner laufen sie rum in der Biobranche wegen dieser Frage. Denn seitdem Bio im Discounter-Umfeld aufgetaucht ist, war immer ein wesentliches Argument des Fachhandels: Kommt zu uns, wir haben die Verbandsware, geprüft von Bioland, Demeter und Co., das ist das echte Bio, anderswo bekommt ihr nur Mindest-Bio mit aufgeweichten Kriterien und unklaren Prüfstrukturen. Und dann hat plötzlich Demeter einen Vertrag mit Kaufland geschlossen, und, noch unkonventioneller, Bioland einen mit Lidl. Mit einem Mal sehen sich die 2.500 Biomärkte Deutschlands 3.000 Lidl-Filialen als schwierig wegzudiskutierende Konkurrenz gegenüber. Lidl wird in absehbarer Zeit sein Bio-Sortiment komplett auf Bioland umstellen, und der Fachhandel, der ohnehin von vielen Seiten bedroht ist, muss schnell ganz neue Argumente auf die Straße bringen, warum Leute die inzwischen tatsächlich selben Produkte anstatt günstig bei Lidl teurer im Fachhandel kaufen sollen.
Wir haben zu Beginn durchaus auch mit Verbandsware als Alleinstellungsmerkmal argumentiert, aber unser Modell hat noch ein paar Besonderheiten mehr. Zum einen: Verbandsware bekommst du bei uns in der Regel wesentlich günstiger als im Supermarkt; übrigens meistens auch günstiger als in den sogenannten Bio-Discountern. Und: Es gibt einen Unterschied zwischen unserer Einkaufspolitik und der der Discounter. Nachhaltigkeit bedeutet für uns auch, dass alle an der Wertschöpfungskette Beteiligten von ihrer Arbeit leben können; dass man einander gut kennt und lange und freundschaftlich zusammenarbeitet. Günstig werden unsere Produkte nicht durch Preisdrückerei und Knebelverträge, die im Discounter-Umfeld die Regel sind, sondern durch das Mitgliedermodell, das von Solidarität und gegenseitigem Respekt lebt und nicht auf Kosten der ethischen Qualität der Produkte geht. Uns ist die mit „Bio“ zertifizierte Anbauweise ebenso wichtig wie die faire Behandlung der Erzeuger und ökologisch vertretbare Transportwege. Wenn du derselben Meinung bist, solltest du Discounter-Bio gegenüber skeptisch sein. Und vielleicht magst du es ja auch einfach lieber, in einem kleinen Laden einzukaufen, wo man sich kennt und weiß, woran man ist und wen man beschimpfen kann, wenn etwas schiefläuft.
Wenn dir das ausreicht: Hervorragend. Danke für dein Vertrauen. Wenn aber nicht, findest du unter „Links „einen ganzen Haufen Material, um dich von anderen Leuten ausführlicher informieren zu lassen. <top>
Was genau ist ein Kollektiv? Ist das nicht aus den Siebzigern oder Russland?
Unsere Meinung ist die Folgende: Wir finden, es ist gut, ohne Chef zu arbeiten. In einem Kollektiv nach unserer Interpretation werden Verantwortung, Arbeit und Gewinn unter Berücksichtigung von individuellen Vorlieben und Bedürfnissen gleichberechtigt aufgeteilt. Niemand arbeitet, damit jemand anderes daran verdient; alle arbeiten gemeinsam und selbstbestimmt. Der Arbeitsplatz gehört denen, die dort arbeiten. Entscheidungen werden zusammen getroffen, Niederlagen miteinander erduldet, Triumphe gemeinsam gefeiert. Das klingt vielleicht naiv, aber wenn man sich Mühe gibt, kann das funktionieren. Da sind wir ganz sicher. Echt.
Keine Sorge: Unser missionarischer Eifer hält sich in Grenzen, und wir möchten niemandem unsere Meinung aufzwingen. Aber wenn jemand durch unser Modell zu der einen oder anderen neuen Idee inspiriert wird, ist uns das natürlich eine Freude. <top>
Wie genau kommen die Preise für die Mitglieder zustande, und warum so und nicht anders?
Auf die Einkaufspreise unserer Waren schlagen wir je nach Warengruppe die entsprechende Mehrwertsteuer: 7% bei Lebensmitteln (außer natürlich Getränken), 19% bei Kosmetika, Hygieneartikeln und natürlich Getränken. Dazu kommt eine Schwundpauschale von 12%. Gewinn über Warenumsatz machen wir mit unseren Mitgliedern also nur dort, wo wir weniger Schwund haben als erwartet. Daraus ergeben sich dann zusammen mit der jeweiligen Umsatzsteuer zwei verschiedene Preisgruppen: Wir rechnen auf den Einkaufspreis 33% bei Kosmetika, Hygiene und Getränken und 20% bei Frisch- und Trockenwaren. Weiterhin ergeben sich daraus ein paar wirklich merkwürdige Ausnahmen: So werden zum Beispiel Süßkartoffeln und Sojamilch aus unerfindlichen Gründen mit 19% besteuert. Nicht unsere Idee. Was will man machen.<top>
Welches Ökosiegel ist das Beste von allen?
Das kommt darauf an, worauf du am meisten Wert legst. Die verschiedenen Anbauverbände unterscheiden sich unserer Meinung nach in den „harten“, uns wichtigsten Kriterien (möglichst nachhaltige Wirtschaftsweise, keine Verwendung von Chemikalien, artgerechte Tierhaltung, Futter- und Medikamentierungsrichtlinien) nicht wesentlich. Manchmal liegt der Hund eher in ideologischen Ausrichtungen begraben. Wenn du zum Beispiel Produkte des sehr prominenten Demeter-Verbandes kaufst, kaufst du neben der Strenge in der konventionellen Qualitätssicherung einiges an anthroposophisch-weltanschaulichem Aufwand in der Produktherstellung mit, der sich natürlich im Preis niederschlägt. Wie genau dieser Mehraufwand aussieht, ist gut zu wissen, damit du entscheiden kannst, ob das die Art Mehraufwand ist, für die du ein Mehr an Preis in Kauf nehmen möchtest. <top>
Sowas Tolles ist ja wohl überhaupt noch nie dagewesen. Wo nehmt ihr nur die Ideen her?
Wenn wir ganz ehrlich sind: So richtig unsere Idee war das nicht. Da gab (und gibt) es zunächst einmal schon seit den frühen Achtzigern die sogenannten Food-Coops, in denen Leute sich zusammenschließen, um die Mindestbestellmengen der Bio-Großhändler aufzubringen. Da wird dann gemeinsam bestellt und unter den Mitgliedern aufgeteilt; eventuell nötige Lagerflächen werden gemeinsam angemietet. Der dabei anfallende beträchtliche organisatorische Aufwand wird in der Regel ehrenamtlich und abwechselnd von den Mitgliedern selbst übernommen, die jeweils Bestellungen einsammeln und zu bestimmten festen Terminen in der Woche die Verteilung der Waren im Auge behalten. Viele Coops scheitern über kurz oder lang genau an der gleichmäßigen Verteilung dieses Aufwandes.
Im Grunde ist es diese Richtung, aus der das Konzept des Mitgliederladens kommt: Ein Mitgliederladen ist sozusagen eine Food-Coop mit den Öffnungszeiten eines normalen Bioladens, und die Verwaltung wird nicht mehr ehrenamtlich und abwechselnd von allen, sondern bezahlt von festen Kräften übernommen.
Solche Läden gibt es bereits in vielen Städten – auch außer uns mindestens einen weiteren in Hamburg, und zwar in Hamm, siehe hier. <top>
Ich bin gar kein einzelner Mensch, sondern eher eine KiTa / ein Café / eine Forschungseinrichtung / ein Sportverein. Kann ich trotzdem Mitglied werden?
Grundsätzlich ja. Aber du siehst sicherlich ein, dass wir dich nicht einfach als einzelnen Menschen mit einem einzelnen Mitgliedsbeitrag aufnehmen können? Wenn du schon selbst zugibst, dass du kein einzelner Mensch bist? Nimm jedenfalls gerne Kontakt mit uns auf, dann können wir etwas aushandeln, abhängig von Einkaufsvolumen und -häufigkeit. <top>
Woher wisst ihr eigentlich schon im Voraus so genau, welche Fragen ich euch stellen möchte? Das ist beeindruckend!
Kundennähe, das Geheimins eines jeden guten Einzelhändlers. <top>