warenwirtschaft newsletter 45

Begrüßung

Hallo und guten Tag!

Wir haben kleine Eier

Der Arsphof, unser Hauslieferant, was unter anderem hochwertige Eier angeht, hat ausgestallt. Das ist ein Euphemismus und bedeutet: Die aktuelle Legehennenherde wurde geschlachtet. Daher sind die Eier gerade deutlich kleiner und weniger als gewohnt. Die nächste Herde ist nämlich noch jung und nicht ganz so eingespielt wie die alte und muss sich erst in den Job hineinfinden.

Und leider hat es nicht viel Sinn, nach alternativen Lieferanten zu schauen, denn aus irgendwie vage saisonalen Gründen stallen offenbar alle Höfe von hier bis zum Bodensee gleichzeitig aus, jetzt zum Beispiel, damit die neue Legeherde zu Ostern voll auf der Höhe ist, und dann hat erstmal keiner große Eier. Ich so zu Minka vom Arpshof am Telefon: Ja warum sprecht ihr euch denn nicht ein bisschen ab und stallt im Reißverschlussverfahren aus, dann könnt ihr euch immer gegenseitig Eier zuschanzen? Darauf der Minka vom Arpshof: Nein, das geht nicht, denn dann hätten wir ja kein Problem, du Fantast.

Bananismus

Regelmäßige Bananenkäufer werden den Preissprung bemerkt haben. Wir sagen: Wir waren das nicht! Das war der Weltmarkt. Offenbar ist die internationale Bananennachfrage in den letzten Monaten schneller gestiegen als die verfügbaren Mengen, und zwar gar nichtmal so sehr im Bio-Bereich, sondern auch und gerade bei den konventionellen Anbietern. Jetzt kaufen die großen Unternehmen aus Not von überall dazu, sogar in Bio, und weil die mehr Geld haben als wir kleinen, zahlen die halt mehr, um ihren Nachschub sicherzustellen. Unsere Branche musste da jetzt nachziehen, damit wir nicht ganz ohne Bananen dasitzen. Das heißt: Nicht nur bei uns, sondern überall sonst auch sind Bananen deutlich teurer geworden, oder werden es über kurz oder lang sein. In der Theorie wird der Preis wieder sinken, wenn die Bananenproduktion sich an die Nachfrage angepasst hat, aber wann das ist, weiß man natürlich nicht. Der Weltmarkt. Man hat ihn nicht in der Hand.

In diesem Zusammenhang: Furchtbare Aprikosenernte letztes Jahr. Deswegen sind die wenigen verbliebenen Trockenaprikosen bei uns im Regal so wahnwitzig teuer, dass man es kaum glauben möchte.

Personalkarussel

Das dreht sich bei uns ja bekanntermaßen mit berauschender Geschwindigkeit. Mareike, die montags bei uns an der Kasse steht, macht ein bisschen länger Arbeitspause. Hat sie sich verdient, die arbeitet ja nicht nur bei uns und nicht nur montags. Dafür kommt dann Lisa, die habt ihr bestimmt auch schonmal gesehen, wir können sie gut leiden, behandelt sie gut, sie behandelt euch ja schließlich auch gut.

Atomabend

Am Donnerstag, 26.3 kommt das Anti-Atom-Büro Hamburg bei uns vorbei und erzählt was und zeigt Bilder – ein Informationsabend zum in Hamburg scheinbar nicht so recht hundertprozentig stattfindenden Atomausstieg. Die waren schon zweimal bei uns, damals noch im Rahmen der Castor-Proteste, und das war gut. Ergo wird das dann jetzt auch gut. Kommt! Es geht um 20:30 Uhr los.

Zweitprodukte

Jetzt was Interessantes und für den Fachhandel ganz schön Ärgerliches. Nur, damit ihr es wisst. Angenehmer Nebeneffekt: Es lässt uns in noch besserem Lichte dastehen. Ist das dann Marketing? Nein, Marketing machen wir nicht. Die Warteliste für neue Mitglieder ist eh schon lang genug. Dann ist es wohl einfach missionarisches Sendungsbewusstsein. Aufklärungsdrang. Bisschen Eitelkeit.

Aber zum Punkt, eure Zeit ist sicher teuer. Teuer! Gutes Stichwort. 1A Überleitung. Nämlich: Wenn ihr mal in die großen Biosupermärkte geht, habt ihr sicher gesehen, dass da neben den Haus- und Eigenmarken auch die Produkte alteingesessener Bio-Hersteller findet, und zwar häufig deutlich günstiger, als normale, kleinere, überschaubarere Bioläden sie anbieten können (soweit es die überhaupt noch gibt). Das liegt natürlich zum Einen an den größeren Mengen, die die großen Ketten abnehmen können. Zum Anderen aber an einem irgendwie unguten Zusammenspiel von Preisdruck und wirtschaftlichen Notwendigkeiten. Da kommt dann zum Beispiel eine große Firma namens, äh, Denatura zum, hm, Gauckhof und sagt: Wir wollen euer Soja-Dinkel-Chai-Yoga-Müsli in unser Sortiment aufnehmen. Aber nur, wenn ihr ihn uns für soundsoviel Cent billiger verkauft, als ihr eigentlich könnt. Dann sagt der Gauckhof erstmal: Können wir leider nicht. Dann sagt Denatura: Na gut, dann seht zu, wie ihr anderswo euer Geld verdient. Dann sagt der Gauckhof: Wir hätten schon gerne ein bisschen Geld. Wir tun einfach weniger Dinkel und weniger Soja rein und ersetzen beides durch Sägemehl, dann können wir noch ein paar Cent runtergehen (oder, vielleicht NOCH realistischer: nur drei Sorten Nüsse statt sechs in die Nussmischung, oder 60% statt 40% Apfelsaftanteil in den Mangosaft, oder weniger Kakao und mehr Zucker in die Schokolade…). Und zack.

Das an sich ist schonmal ein bisschen blöd, aber irgendwie legitim – schlechtere Qualität für weniger Geld, das leuchtet ja noch ein. Sehr blöd wird das Ganze aber dadurch, dass der Kunde oft ganz genau hingucken muss, um dieses sogenannte Zweitprodukt vom ursprünglichen Produkt zu unterscheiden, weil die Packung nahezu genauso aussieht wie immer. Manchmal erkennt man die minderwertige Qualität nur dann, wenn man sich die Mühe macht, die Zutatenlisten zu vergleichen. Ergo denkt der Kunde so bei sich: Wenn ich das gute Soja-Dinkel-Chai-Yoga-Müsli vom Gauckhof, einem glaubwürdigen und traditionsreichen Bio-Betrieb, hier bei Denatura SO VIEL günstiger kriege als im Fachhandel, warum soll ich es dann nicht SO VIEL günstiger kaufen? Klar, der Fachhandel ist irgendwie netter, aber ich kann das Geld ja auch nicht dings. Herstellen.

Und dann guckt der Fachhandel traurig, aber auch ein bisschen zu Recht erzürnt. Irgendwie hat der Gauckhof ihn an der Stelle hängenlassen, wirtschaftliche Zwänge hin oder her.

Neue Produkte

  • regionaler Käse:
    Haben und hatten wir schon immer, schon lange war und ist das mit einem grünen Punkt (nicht zu verwechseln mit dem anderen grünen Punkt) auf unseren Schildern gekennzeichnet. Seit einiger Zeit nun haben diese Sorten aus dem Raum Hamburg in unserer Theke ein eigenes Plätzchen. Schaut’s Euch an.
  • Weine:
    >> ohne Schwefel: Giol Merlot senza solfiti. Es ist ja so, dass auch Bioweine in der Regel geschwefelt werden müssen (allerdings weniger als im konventionellen Bereich), weil sie sonst zu schnell oxidieren, also braun und schlecht werden, würden. Menschen, die das Gefühl haben, auf Schwefel empfindlich zu reagieren, könnten es mal mit einem Wein versuchen, bei dem auf Schwefelung verzichtet wurde. Zack, jetzt auch bei uns.
    >> aus Rumänien: La Sapata Fetească und Băbească Neagra. Eigentlich wäre hierzu eine ganze Menge Worte notwendig oder zumindest möglich, aber wir belassen es mal bei ein paar Stichworten: von Roberto di Filippo (siehe einige unserer italienischen Weine) initiiertes Projekt im Donaudelta, Umstellung auf traditionelle, handwerkliche Arbeitsweise, Verbesserung der ökonomischen und sozialen Situation der Beschäftigten, leckerer, kräftiger Rotwein – was will man mehr.
  • Kosmetika und anderes Nicht-Essbares (es sei denn, man ist sehr aufgeschlossen)
    von Santé:

    Duschgel und Bodylotion – Lemon Fresh, Grenadine Spirit, Happy Blossom
    Family „jeden Tag“ Shampoo und Family Feuchtigkeits-Haarspülung
    Tages- und Nachtpflege sowie Duschgel mit Nachtkerze von Weleda
    von Lenz:

    Deo-Roller Hopfenblüte-Kamille
    again&again – wiederverwendbare Obst-u. Gemüsebeutel
  • Neue Trockenprodukte – echt sehr viele, wer kann die schon alle auseinanderhalten

Und dann möchte ich noch eine Lanze brechen für ein spezielles Neuprodukt: Dendê! A.k.a. rotes Palmöl. Kommt aus Brasilien, aus der Küche des Nordostens kaum wegzudenken, in der Küche Hamburgs noch nicht ganz angekommen, daher scheinbar nahezu unverkäuflich.
Was macht man mit Dendê? Man macht Vatapá mit Dendê, aber dafür braucht man unter anderem eine Baiana, die weiß, wie man rührt, wenn man diesem Lied glauben darf – kriegt man hier nicht ohne weiteres. Einfacher: Man macht Moqueca mit Dendê, einen roten Eintopf mit Kokosmilch und wahlweise Fleisch oder Fisch (oder vielleicht gar Tofu?), zum Beispiel nach diesem erprobten, schlichten und sehr, sehr leckeren Rezept. Dabei kann man dann ja trotzdem das Lied vom Vatapá hören, für die irgendwie brasilianische Stimmung.

Verabschiedung

Tschüss und auf Wiedersehen!

Anne, Arina, Berit, Florian, Nico und Reuli


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