Aus der Reihe IRGENDWAS MIT KULTUR
am Donnerstag, 19.3. in der warenwirtschaft. Einlass ab 8.
Yello, Kraftwerk, Scooter – ohne Fraktus, Pioniere der elektronischen Musik, stilprägend bis zur Unausweichlichkeit, zu früh zu Unrecht in der Versenkung verschwunden, wären sie undenkbar gewesen. Vielleicht hätten sie einfach Gitarre gespielt wie alle anderen, und niemand hätte sie bemerkt. Lars Jessens Doku FRAKTUS dokumentiert den Werdegang der Band, von den bahnrechenden ersten Alben (wer erinnert sich nicht an “Tut Ench Amour” von ’82?) bis zum dramatischen Brand beim Auftritt in der Hamburger Turbine und der anschließenden Trennung im Streit – und darüber hinaus.
“Fraktus – Das letzte Kapitel der Musikgeschichte” ist vor allem das Dokument einer Wiedervereinigung, mit allen Schwierigkeiten und Konflikten, die so etwas mit sich bringt: Jessens Kamera ist schonungslos, sie legt die innere Zerrissenheit der Musiker offen, hier prallen sperrige Charaktere aufeinander, und der Zuschauer wird Zeuge und fiebert mit, bis zum großen Comeback-Konzert.
Und das ist natürlich alles gelogen. Das erlaube ich mir hier zu sagen, auf Kosten einer Pointe, damit auch Leute kommen, die nicht zwangsläufig etwas mit elektronischer Musikgeschichte anfangen können – Fraktus ist ein gigantischer Witz, und allerlei prominente Bestandteile der Musikszene haben ganz wunderbar mitgespielt und so getan als ob, und dabei herausgekommen ist ein bisweilen obskurer, aber sehr lustiger Film in der Tradition von Christopher Guests “This is Spinal Tap”, was ja wohl sowieso einer lustigsten Filme überhaupt ist.
Fraktus ist nach “Die Schimmelreiter” der zweite Film von Lars Jessen, den wir zeigen, und auch diesmal ist Jessen selbst wieder mit von der Partie – er hat angedeutet, dass er neben dem Film ein paar unveröffentlichte Fraktus-Fragmente mitbringen, zeigen und kommentieren wird. Da kriegen die Fans unter euch bestimmt schon ganz lange Zähne.