warenwirtschaft newsletter 31

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Hamburg, im Juni 2011

Allseits schönen guten Tag!
Meine Güte, ist das heiß heute. Aber das soll ja nicht Thema sein. Sondern:
Zunächst mal die jährliche Sommerschließung – an die kann man ja erfahrungsgemäß gar nicht oft genug erinnern.Vom 18. bis zum 31.7. bleiben unsere Türen zu. Wir haben eine ungewöhnlich lange Liste an Reparatur-, Reinigungs- und Wartungsaufgaben abzuarbeiten und der eine oder andere Gottseidank auch ein bisschen Urlaub. Am 1. August stehen wir dann wieder blankgeputzt im blitzsauberen Ladengeschäft hinterm Tresen und erwarten euch mit strahlend weißem Lächeln, dass es nur so eine Freude sein wird.
Und wie jedes Jahr geht die schon sprichwörtlich gewordene Parole: Wenn ihr in den letzten Tagen vor der Schließung noch dringend ein bestimmtes Frischprodukt kaufen wollt, gebt uns bescheid – um den Verderb über die zwei geschlossenen Wochen kleinzuhalten, werden wir die verderblichen Bestandteile unseres Sortiments gegen Ende nächster Woche möglichst kleinhalten und können nicht garantieren, dass bis zur letzten Minute alles vorrätig ist.
Außerdem: Erfahrungsgemäß wird es am Freitag und Samstag vor der Schließung sehr voll bei uns werden. Wer Gedränge vermeiden will, macht seinen Überlebens-Großeinkauf etwas eher.
Manche sagen, das sei für eine sprichwörtlich gewordene Parole ja ziemlich lang. Aber das sind Ahnungslose.
Weiterhin gibt es jetzt wieder Pfandbeutel – im neuen Design. In der ersten Runde gab es kurze, in der zweiten lange Henkel, jetzt haben wir uns für was ganz Neues, Verrücktes und Freches entschieden: Mittellange Henkel! Da soll mal noch einer hinterherkommen bei so viel Innovationskraft.
Baumwolle ist leider allerdings immer noch knapp und teuer, wenn auch nicht mehr ganz so sehr – deswegen hat der bewährte Euro Pfand ausgedient, die neuen Beutel kosten stattdessen zwei. Dafür bekommt man aber auch einiges: Die Beutel sind aus zertifiziert fair gehandelter Bio-Baumwolle, und wir haben sie diesmal bei unseren freundlichen Nachbarn bei Physikdruck links um die Ecke siebdrucken lassen. So mehrdimensional nachhaltige Tragetaschen kriegt ihr womöglich nirgendwo sonst.
Ebenfalls ins des Genre „Tragebehältnisse“ fällt der nächste Punkt: Schon so einige von euch haben sich über die neuen Gemüsetüten aus kompostierbarem Plastik gefreut. Wir finden die auch ganz gut, wesentlich angenehmer als ihre Vorgänger aus Polyethylen. Was man aber mitbedenken muss: Leider sind Tüten aus Maisstärke nicht notwendigerweise viel umweltfreundlicher als die aus Plastik. Zwar bestehen sie nicht aus Erdöl, und am Ende ihres Lebens verrotten sie friedlich. Allerdings verrotten sie sehr langsam und nur unter Zuführung von Hitze, und anders als bei anderem Kompost bleibt dabei nur Kohlendioxid und Wasser übrig, also nichts „Verwertbares“, so dass man als Müllverwerter oft mehr davon hat, wenn man sie gemeinsam mit anderem Plastik verbrennt, um von der enstehenden Wärme profitieren zu können.
Obendrein ist die pestizid- und flächenintensive, manchmal genmanipulierte Monokultur-Landwirtschaft, aus der das Rohmaterial für Biokunststoff oft stammt, auch alles andere als Bio.
In der Forschung ist man sich einigermaßen einig, dass bisher in der Ökobilanz Biokunststoff mit herkömmlichen Plastik leider nur gleichzieht, anstatt es zu übertreffen. Das liegt aber auch und zu großen Teilen daran, dass der Marktanteil von Bio-Kunststoffen so klein ist, dass es in den städtischen Entsorgungssystemen noch keinen Verwertungskreislauf dafür gibt.
Und zu guter letzt kosten uns die neuen Obsttüten pro Stück knapp 10 Cent – das ist ungefähr zehnmal soviel wie die alten und bei der großen Stückzahl, die bei uns durchgeht, im Monat ganz schön viel Geld.
Nichtsdestotrotz ist kompostierbares, erdölfreies Material langfristig zukunftsträchtiger als Plastik, und wir würden gerne unseren Anteil dazu beitragen, diesen Marktanteil zu vergrößern, damit sich in der Hinsicht etwas tut.
Unser Appell an euch, die ihr jetzt all diese interessanten Fakten über Bioplastik für immer verinnerlicht habt, ist also: Nicht denken, ah, Bioplastik, super, da tue ich ja sicher was Gutes, wenn ich meinen Apfel in zehn von diesen Tüten reintue, je mehr, desto besser, ist ja Kompost und gut für die Umwelt! Die Plastiktüten sind nach wie vor für die Waren gedacht, für die Papier nicht taugt – nasse Salate und anderes Blatterk zum Beispiel. Bitte verwendet sie ohne schlechtes Gewissen, aber sparsam. Danke.
Es ist Beerenzeit – wir verkaufen welche, aber andere Leute müssen sie pflücken. Zum Beispiel Helmut Finck von der Demeter-Hofgemeinschaft Steintal. Das ist ein mit dem uns ja bekanntlich am Herzen liegenden Arpshof befreundeter Hof, der um diese Jahreszeit immer händeringend nach Pflückern sucht, und nach Auskunft des Arpshofes eine echte Oase. Man kann sich da pflückend (und vermutlich beerenessend) mit der ganzen Familie einen schönen Tag machen, sich ein schönes Demeter-Gehöft aus der Nähe ansehen und sich am Ende ein paar Heidel- und andere Beeren mit nach Hause nehmen. Hier ist der Hof, und das ist die Telefonnummer, wo man Näheres erfahren kann: 04286-924994.
Da derzeit ein branchenweiter Impuls seine Wellen schlägt, die Frage der Regionalität von Bioprodukten mehr in den Mittelpunkt zu stellen, machen wir uns auch gerade den einen oder anderen Gedanken, wie man besser kommunizieren kann, was von wo kommt und wie weit weg für uns noch regional ist. Wir sind da noch nicht richtig zu einem Schluss gekommen – bei Rohprodukten wie Gemüse ist es nicht so schwer, bei verarbeiteter Ware wird es schon komplexer: Ist ein Müsli mit tropischen Trockenfrüchten, das 10 Kilometer von hier produziert wird, regionaler als eines, das aus Bayern kommt, aber dafür nur aus Zutaten besteht, die beim bayrischen Produzenten direkt vor der Tür wachsen?
Aber selbst bei Obst und Gemüse ist es unserer Meinung nach oft nicht ausreichend, einfach zu sagen: Alles, was von weiter weg als 50 Kilometer kommt, ist nicht mehr regional. Jedenfalls, wenn es einem auf die Klimabilanz eines Produktes ankommt, und nicht nur auf die Länge des Transportweges. Da werden dann Fragen des Transportmittels interessant: Ein Laster mit, sagen wir, 3 Tonnen Äpfeln vom Bodensee kann durchaus pro Apfel mehr CO2 produzieren als ein Schiff mit 3000 Tonnen Äpfeln aus Argentinien, Mineralwasser in Glasflaschen aus Westfalen schluckt unter Umständen gewichtsbedingt mehr Benzin als welches in Plastikflaschen aus dem Saarland.
Aber natürlich ist die Ökologie nicht der einzige Grund, Waren aus der Region zu bevorzugen: Es gilt ja auch, die lokalen Produzenten zu unterstützen und damit die Region wirtschaftlich intakt zu halten. Und: Je weiter die Wege, desto abstrakter die Beziehung zu den Produzenten. Die Vertrauensbasis ist eine andere, wenn man den Bauern persönlich kennt, der den Apfel geerntet hat.
So oder so haben wir uns bisher nicht auf eine Kilometergrenze einigen können, nach der man Produkte einfach nach regional und nicht regional auszeichnen könnte und sind uns auch unsicher, ob wir das so wollen.
Was wir aber auf jeden Fall wollen: Euch die Informationen zugänglich machen, wo unsere Sachen herkommen. Die fünf, sechs wichtigsten Höfe hier in der Nähe, von denen in Saisonzeiten (jetzt zum Beispiel) der größte Teil unseres Obsts und Gemüses kommt, sollten euch im Lauf der Zeit zumindest dem Namen nach bekannt werden – zu diesem Zwecke hängen wir immer diese kleinen runzligen Pappschilder an die Gemüsekisten, auf denen die Herkunft ausgewiesen ist. Was weitere Informationen angeht, haben wir uns erstmal das hier ausgedacht – eine Karte, auf der die Orte der meisten bei uns vertretenen Produzenten und Lieferanten eingezeichnet sind (und da wird zumindest schonmal eine ganz zufriedenstellende Ballung im norddeutschen Raum sichtbar).

Zuletzt noch wie immer die Neuerungen im Sortiment:
Erdbeer-Joghurt (Schonmal davon gehört? Ist was neues. Wie Joghurt, aber quasi mit Erdbeeren. Wahnsinn.)
Schrozberger Schokomilch
Kräuterbutter
Wurstaufschnitte: Geflügelmortadella und Jagdwurst
Geriebener Pastakäse im Glas – sehr praktisch
Tiefgekühlte Garnelen aus Naturland-zertifizierter Aquakultur in Ecuador
Reichlich schöne Eissorten für den Sommer
Schlehensirup
Sommersirup Holunder-Zitrone
Voelkel Sommertrunks (-trünke?) Granatapfel-Kirsche und Pfirsich-Maracuja
Viva con Agua jetzt auch laut in der 1l-Flasche
Und ein paar schöne Weine: Negroamaro und Bianco Galatina Chardonnay von Valle dell’Asso vom Stiefelabsatz Italiens. Sehr lecker. Aus Österreich von Meinklang zum Burgenlandrot auch den Burgenlandweiss.
Im Preisbereich für Sparsame statt Casa Leon jetzt Vivolino tinto (schon sehr beliebt) und rosado
Vivo Blanco Chardonnay in der 1l-Pfandflasche.
Dazu jetzt wieder der sommerlich-spritzige Biococktail aus Merlot und Beerensaft. Schön säuerlich.

Und mit diesen letzten Worten entlassen wir euch und uns in den Sommer. Schönes Wetter und gute Reisen,

 

Anne, Berit, Florian, Nico und Reuli

Übrigens: Fans können alte Newsletter aus vergangenen Zeiten hier im Archiv betrachten und zum Beispiel auswendig lernen.

 

 

 

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