warenwirtschaft newsletter 30

warenwirtschaft

Hamburg, im Mai 2011

 

Geschätzte Mitgliedschaft, Kundschaft, Leserschaft,
es folgt: Das exklusive Neuigkeitsblättchen für alle, die sich dafür interessieren.

Die Jahreszeit
Ist ja für uns Privatleute sehr schön mit dem warmen Wetter, da kann man nichts sagen – aber landwirtschaftlich betrachtet ist das alles nicht ganz so einfach. Es ist zu früh zu warm und zu trocken, und darauf reagiert die Gemüsegemeinde mit Empörung. Unsere Bauern klagen, dass ihnen die Sachen auf den Feldern vertrocknen, und dann noch auf einmal zwischendurch der plötzliche Frost in den kalten Nächten der vorletzten Woche, da ist auch nochmal einiges kaputtgegangen. Man prophezeit uns: In Gewächshinsicht erwartet uns kein besonders gutes Jahr. Seid also gewarnt.
Nichtsdestotrotz ist auch am Gemüseregal nicht zu übersehen, dass der Frühling kommt – da freut sich der Gemüseverkäufer. Und jetzt gerade gucken der Privatmensch und der Gemüseverkäufer gemeinsam aus dem Fenster und sehen, wie schön es regnet – und der eine ist ganz geknickt, und der andere blendender Stimmung.

Das Brot
Nachdem das Brot vom Kieler Holzofenbäcker bei euch auf so viel berechtigte Zuneigung gestoßen ist, haben wir zusätzlich zum Freitag einen weiteren Liefertermin klargemacht: Inzwischen kommen die Kieler Dienstags und Freitags zu uns, mit Glück bleibt aber auch noch für den jeweiligen Folgetag etwas übrig. Vom Hof Wörme gibt es wieder die Tomatenfocaccia, die man so schön dem Grillgut beilegen kann, und Bahde hat das Karo-Dinkel ins Rennen geworfen, ein saftiges, helles Dinkelbrot mit Möhrenraspeln drin.

Pfandbeutelsystem vorübergehend außer Betrieb
Die beliebten warenwirtschafts-Pfandbeutel, unter Sammlern ein begehrtes Gut, auf internationalen Designmessen mit Preisen überhäuft, insgesamt überhaupt so beliebt, dass sie kaum einmal jemand zu uns zurückbringt, obwohl man ja könnte – sie sind leider aus.
Den Entwurf für die nächste Auflage haben wir schon parat, aber trotzdem wird es erstmal keine neuen geben: Die schweren Flutkatastrophen in Pakistan und Bangladesch im letzten Jahr haben weite Teile der dortigen Baumwollfelder komplett zerstört. Das Unglück wirkt noch lange nach, nachdem es aus den Nachrichten verschwunden ist, die zerstörten Existenzen dort sind noch lange nicht wieder aufgebaut.
Für uns hat das die vergleichsweise äußerst milde Konsequenz, dass mit dem Einbruch der Produktion in diesen beiden wichtigen Baumwollländern Baumwolle insgesamt und Biobaumwolle insbesondere sehr knapp geworden sind. Damit wird der Rohstoff sehr teuer, die neue warenwirtschaftstasche wäre es auch, und auf etwas erschwinglichere konventionelle Baumwolle wollten wir nicht umsteigen, weil inkonsequent. Fazit: Es gibt jetzt erstmal als Überbrückung von uns gestaltete Papiertaschen für 50 Cent (die ihr uns leider nicht wieder zurückgeben könnt), und sobald die Marktlage sich stabilisiert hat, machen wir wieder neue aus Baumwolle.

Stadt des fairen Handels
Ein bisschen kann man sich schon freuen über die Verleihung des Titels „Fair Trade Town“, den Hamburg am 26. Mai bekommt. Hierbei handelt es sich um eine von FairTrade e.V. ins Leben gerufene Initiative, bei der Städte fünf transparente Kritieren erfüllen müssen, um als Stadt des fairen Handels ausgezeichnet zu werden. Die Kriterien würde man sich vielleicht bei näherem Besehen etwas weniger weich wünschen, aber im Umfeld der Kampagne finden einige auf jeden Fall schöne Aktionen statt, so zum Beispiel das Hamburg-Spezial derLohas-Keimzelle utopia.de, die soeben einen wirklich guten Stadtführer mit Adressen und Gutscheinen für nachhaltiges Kaufen herausgegeben haben. Das Heft ist kostenlos, liegt auch bei uns auf dem Tresen aus und außerdem hier zum Download bereit.

Weiterhin läutet der Tag der Titelverleihung auch die „Hamburg kocht mal fair„-Woche ein, in der verschiedenen Gastronomiebetriebe explizit Gerichte mit fairen Zutaten auf die Speisekarten setzen. Wir machen da irgendwie mit und irgendwie auch nicht. Die Sachen auf unserer Speisekarte bestehen ohnehin immer fast ausschließlich aus Zutaten, die nach unserem Verständnis fair gehandelt sind. Das muss nicht notwendigerweise heißen, dass sie das FairTrade-Siegel tragen, das sich viele kleine Betriebe, die nach den dollsten Fairness-Kriterien arbeiten, gar nicht leisten können, denn der Zertifizierungsprozess ist teuer.
Tatsächlich sind in unseren Augen manche nichtzertifizierten Produkte konsequenter in ihrer Fairness als die offiziellen, denn anders als zum Beispiel beim (nicht FairTrade-zertifizierten aber fair gehandelten ) Kaffee von El Rojito bei uns im Regal enden bei FairTrade e.V. die Kontrollen an den Grenzen des Produktionslandes. Wie fair der weitere Vertrieb dann noch ist, spielt für das Siegel keine Rolle mehr.
Deswegen sind inzwischen FairTrade-Produkte auch in den Regalen bekanntermaßen doch eher unfair agierender Discounter wie Aldi und Lidl zu finden, was mindestens mal ein zweischneidiges Schwert ist.
Soll heißen: Wir machen während dieser Woche eigentlich nichts anders als sonst auch, aber wir unterstützen ausdrücklich, dass durch die Aktion der faire Handel mehr Öffentlichkeit bekommt. Und vielleicht bleibt ja auch in anderen Läden das eine oder andere faire Gericht über die Aktionszeit hinaus auf der Speisekarte stehen, das wäre doch eine schöne Entwicklung.

Milchumwälzung
Milch. Weißes Gold aus der Kuh. Du bist vielfältig in deinen Erscheinungsformen, und vieles an dir verstehen wir nicht immer auf den ersten Blick.
Wer unser Milchregal gut beobachtet hat, weiß: Die Milch ist komplex, der Sorten und Herstellungsverfahren sind vielleicht unzählige, mindestens aber sechs. Bisher hatten wir aus dem Hause Hamfelde drei Sorten, von denen insbesondere die blaue Frischmilch interessant war. Die gab es nämlich sonst fast nirgends zu kaufen, sie war nicht homogenisiert, lange haltbar, aber dank eines speziell entwickelten Verfahrens geschmacklich und von den Inhaltsstoffen her kaum von altmodischer frischer Vollmilch zu unterscheiden, also trotz ihrer langen Lebenszeit noch sehr nah am Naturprodukt. Die haben wir auch im Café für den Ausschank verwendet, weil sie gut schäumt und gut schmeckt.
Nun hat leider am Ende einer 120jährigen Firmengeschichte die Meierei Trittau, in der auch die Hamfelder Milch verarbeitet worden ist, ihren Betrieb einstellen müssen. Der Hamfelder Hof muss vorübergehend auf zwei andere Meiereien ausweichen; die blaue „Hamfelder Frische“ wird jetzt in der Gläsernen Meierei hergestellt. Gut schmecken tut sie immer noch, aber leider ist die Gläserne Meierei nicht für das in der Meierei Trittau angewandte Spezialverfahren ausgerüstet, bei dem besonders sterile Räume und und eine in Deutschland einzigartige Pasteurisierungsvorrichtung eine Rolle spielen. Außerdem ist die Gläserne Meierei vergleichsweise weit weg, und die langen Transportwege und nicht eingespielte Logistik verkürzen die Haltbarkeitsdauer im Regal noch mehr. Deswegen, Achtung, ist die blaue Hamfelder Milch jetzt nur noch mit wenigen Tagen Haltbarkeit zu haben.
Mittelfristig ist der Plan, eine neue, betriebseigene Meierei mit Spezialverfahren und allem Schnick und Schnack aufzubauen, aber wie lange das dauern wird, kann noch keiner genau sagen.

Umbaumaßnahmen hinten in der Ecke
Ist ja nicht mehr ganz neu, die allermeisten werden es schon gesehen haben: Wir haben die Kühl-Ecke umgebaut und durch einen neuen Kühlschrank erweitert. Manchmal streicheln wir ihn im vorbeigehen, denn er ist ein Markengerät, und deswegen hat er Ausstrahlung.
Für euch aber vielleicht fast noch interessanter folgender Hinweis: Der allergrößte Teil der Wurst- und Fleischabteilung ist in den neuen Schrank gewandert. Damit enstand im Molkereiprodukteregal Platz für einige Neuzugänge (unter anderem daher auch die diesmal besonders lange Liste der neuen Produkte) und für eine kleine SB-Käseabteilung. Sie ist sehr klein und leicht zu übersehen, aber es steckt eine Idee dahinter: Ab sofort legen wir vorgeschnittene und mit Preisen versehene Stücke besonders beliebter Käsen aus der Käsetheke da hin. Wer nur schnell ein Stück Gouda mitnehmen möchte, muss sich dafür also in den meisten Fällen nicht mehr an der Käsetheke anstellen, und wir müssen nicht kommen und es ihm rausgeben. Gleiches gilt für die frischen Antipasti und Frischkäsemischungen. Und das gibt natürlich ein Riesen-Plus an Effizienz für uns alle. Win-win.

Lektüreempfehlung
Die von urgewald herausgegebene und gut recherchierte Broschüre „Wie radioaktiv ist meine Bank“ beschreibt, was unterschiedliche Banken so mit dem Geld machen, das man ihnen gibt. Das Ergebnis ist leider in den meisten Fällen sehr unschön – aber es gibt ja Alternativen! Ein Leseexemplar zur Anregung befindet sich bei uns auf dem Klo. Wer das nicht für den besten Ort hält, sich für ein Stündchen oder zwei zur Lektüre zurückzuziehen, kann sie auch bei urgewald bestellen.

Fußnote: Sommerschließung
Ist noch lange hin, aber nur, damit ihr es schonmal gelesen habt: Wie jedes Jahr schließen wir im Sommer für zwei Wochen, um den Laden auf Vordermann zu bringen und ein bisschen Urlaub machen zu können. Und zwar diesmal in den letzten zwei Juliwochen, also vom 18.7. bis zum 31.7.

Neue Sachen

  • In Sachen Wein: Jade Riesling und Opal Grauer Burgunder – die weißen Geschwister des feinen Granat Dornfelders. Außerdem Lugana Bianco und Merlot-Shiraz vom Weingut Pratello am Gardasee. Und noch: Wein in kleinen Flaschen – zum Verschenken oder wenn mal nicht der Rest in der großen Flasche alt werden soll: Finca La Milana von Albet i Noya und Chateau Couronneau (gibts auch in der großen Flasche)
  • Zum rauschfreien Trinken: NOW Orange-Cola – nicht einfach nur ein Mixgetränk, sondern speziell hergestellte Cola mit Orangennote. Wie auch immer das geht. Ist lecker. Family Blutorange von Voelkel – u.a. mit stillem Mineralwasser versetzt.
  • In der großräumig erweiterten Kühlung: Joghurt Samba: Söbbeke-Joghurt mit Rapunzel-Samba – das ist ja wie Diamanten und Perlen zusammen, nur noch besser. Außerdem, ebenfalls aus dem Hause Söbbeke, Joghurts mit Früchten von ausschließlich heimischen Bauern in den Geschmäckern Johannisbeer und Apfel/Birne. Weiterhin: Sahnekefir Erdbeer und Pfirsich-Maracuja, ganz was leckeres, klar, ist ja auch mit Sahne. Schwedenmilch in der Geschmacksrichtung „ohne Geschmack“, sprich Natur. Kefir (ohne Sahne und neutral). Ökoland Bratröllchen und Currywürstchen (die sind klein, daher die Diminuitive) für die Grillsaison. Dazu vielleicht etwas lecker Ajoli aus dem Glas? Haben wir auch. Und edler getrockneter Edelschinken, sehr lecker, etwas „hochpreisiger“ (das sagt der Händler, wenn er nicht „teuer“ sagen will).
  • Auch zum Grillen: Brat- und Grillkäse so mit Kräutern eingelegt aus der Dannwischer Käserei, und ebenfalls von dort und wie immer nur kurze Zeit zu haben: Der Bärlauchkäse mit frischem, na?, Bärlauch. Backensholzer Ziegentarte – für die Freunde der gerade nicht mehr lieferbaren Kleinen Ziege ein würdiger Ersatz (für den Käse, nicht für die Freunde, Freunde werden nicht ersetzt). Aschekäse und Witte Deern vom Bauckhof – letzteres der bessere Rahmbrie, quasi der Hofcamembert in groß. Und, wieder da, und nur, solange es Wildblumen gibt: Der Wildblumenkäse, ganz was Feines, schmeckt gut und sieht aus wie ein später Monet. Außerdem noch so einiges mehr in der Käsetheke, kommt halt selber mal gucken, ihr seid ja ohnehin hin und wieder bei uns.
  • In den Regalen: Sojamehl. Dunkle und helle Feinkostsauce zum Anrühren. Diverse Pfannengerichte von Davert. Laktosefreie, vegane Reismilch-Schokolade von Naturata – muss sich selbst in den Augen des nicht-laktosefreien Unveganers nicht hinter richtiger Vollmilchschokolade verstecken. Ebenfalls von Naturata; Frappé – kaltlöslicher Instant-Eiskaffe, Milch rein, Kugel Vanilleeis obendrauf, Gartenstuhl her, Sonnenbrille auf usw. usf. Von Bauck: Glutenfreie Haferflocken und dunkles sogenanntes „Schüttelbrot“ – eine sehr schnelle und einfache Backmischung für die eigene glutenfreie Brotherstellung. Lebensbaum „Vitalitea“, Geschmack „Sweet Love“- eine weitere Krone trendiger Wellness-Wortschöpfungskunst, aber soll gut schmecken, Früchtetee mit eigener Süße durch Honigblätterbeigabe. Und, auch erstaunlich schmackhaft: Reiswaffeln Vollmilch-Kokos.
  • In der Tiefühlung sind neu eingetroffen: Veggi Nuggets und Reibekuchen.
  • Und als wirklich allerletzer Punkt ein sehr schönes Produkt: Samenbomben für die Verschönerung der Stadt. Die kleinen Kügelchen da hinwerfen, wo in naher Zukunft bunte Blumen blühen sollen, und Bumm, der Garten Eden. (Gut, es klappt nicht immer, und es geht auch nicht ganz so augenblicklich, wie der Name suggeriert – aber es macht Spaß und zeitigt mit ein bisschen Glück schöne Resultate).

Puh.
So viel Kram.

Auf bald,

 

Anne, Berit, Florian, Nico und Reuli

Übrigens: Fans können alte Newsletter aus vergangenen Zeiten hier im Archiv betrachten und zum Beispiel auswendig lernen.

 

 

 

warenwirtschaft.