warenwirtschaft newsletter 07

warenwirtschaft

Hamburg, im September 2008

Freunde und Freundinnen der warenwirtschaft!

Fast schon stakkato – der neue Newsletter von uns für euch. Das wird sicherlich nicht so weitergehen, dass wir uns so häufig melden. Allerdings bewegen sich gerade jetzt in den ersten Wochen unserer Existenz ziemlich viele Sachen, und von denen sollt ihr wissen. Wieder einmal sind die bewegten Sachen sogar umfangreich genug, sich jeweils eigene Überschriften zu verdienen. (Achtung, das wird ein langer – wir bitten um Geduld und freuen uns über Interesse)

Baustellen
Es wird euch nicht ganz entgangen sein: Unser und euer Laden ist immer noch nicht ganz fertig. Immer. Noch. Nicht. Die neue Tür, auf die wir uns in unserem letzten Brief – naiv und jung, wie wir damals noch waren – gefreut haben, ist noch nicht da. Es fehlt ein Bauteil, nennen wir es vielleicht Trennbacke, wir haben jedenfalls nicht verstanden, worum es genau geht, ist ja auch unerheblich, was der Gott der Handwerker uns diesmal für einen Stein in den Weg gelegt hat. Jedenfalls haben wir eine provisorische Glastür eingebaut bekommen, die die Fensterfirma noch irgendwo rumliegen hatte, und müssen zumindest nicht mehr im Laden nächtigen, was für uns ein gewaltiger Fortschritt ist. Und lange werden wir auch nicht mehr warten müssen; das fehlende Teil kommt nämlich am Mittwoch in Kalenderwoche 35 ganz sicher an. Hundert pro. Auf jeden Fall. Also Mitte letzter Woche.

Und apropos Steine in bzw. auf den Weg legen: Fertig sind inzwischen glücklicherweise die Treppenstufen vorm Eingang – die haben jetzt eine Höhe, mit der auch ältere Kundinnen und Kunden gut zurechtkommen müssten. Leider fehlt nach wie vor eine Rampe, auf deren Fehlen wir schon vielfach und zu Recht hingewiesen worden sind. Nach wie vor soll die kommen, es ist allerdings noch nicht klar, in welcher Form: Weil zum einen die Treppenstufen ein ziemliches Gefälle überbrücken, zum anderen der gesamte Bürgersteig noch einmal zusätzlich zur Straße hin stark abfällt, ist es baulich schwierig, da eine Rampe anzubauen, die den offiziellen Empfehlungen genügt. Wir tun im Rahmen unserer Möglichkeiten, was wir können, allerdings passieren die Außenarbeiten im Auftrag und aus dem Geldbeutel unserer Vermieter. Wir können da also nur begrenzt mitentscheiden.

Ruhm
Wir wissen gar nicht so recht, warum man sich so für uns interessiert, aber nichtsdestotrotz freuen wir uns natürlich über die Aufmerksamkeit, die wir in „den Medien“ erfahren – zumal es sich (bisher jedenfalls) um überaus freundliche Aufmerksamkeit handelt. Eine kleine Presseschau: Kurz vor Eröffnung war die warenwirtschaft in der szene hamburg zu finden, im Abendblatt sowie in der taz findet man sie online immer noch. Die MoPo hat auch noch einen Besuch angekündigt, und, am tollsten: Wir kommen ins Fernsehen. Gestern hat der NDR vorbeigeschaut und allerlei gefilmt; einige von euch haben das ja „live“ mitbekommen („live“ ist ein Ausdruck aus der Fernsehsprache). Wann wir genau gesendet werden, wissen wir noch nicht. Auf jeden Fall wird es ein Montag in den nächsten Wochen, und zwar um 20:15 Uhr, und zwar in der Sendung „Markt“ . Erstmal müssen wir aber noch, nach Auskunft von Annes Tochter Matilda, irgendwie in die Fernbedienung rein, aus der ja wie jeder weiß die Bilder ins Fernsehen kommen.

Was bei den bisher veröffentlichten Artikeln so ein bisschen durchscheint und nicht durchscheinen sollte: Die Mitglieder-Idee ist nicht unsere, sondern hat anderswo eine lange Tradition. Es wäre ziemlich unverschämt von uns, so zu tun, als wäre es unsere gewesen, weil uns andere, schon lange bestehende Mitgliederläden so sehr in unserer Planung beigestanden haben, dass wir es ohne ihre Hilfe vielleicht gar nicht hinbekommen hätten – allen voran Onkel emma in Marburg, aber auch Oecotop in Bremen und Bio Grande in Berlin.
Und der einzige und erste Mitgliederladen in Hamburg sind wir auch nicht. Der Bioladen am Hammer Park hat auch ein zweipreisiges System mit Mitgliedschaft, stellt das allerdings weniger in den Mittelpunkt, als die warenwirtschaft es tut.

Einkaufsoptimierung
Wir müssen ja alle noch ein bisschen üben, wie man am besten mit unserem neuen Laden umgeht. Ein paar Sachen haben sich herauskristallisiert, die wir hier als Ratschläge für ein flüssiges Superdupereinkaufserlebnis zusammenfassen wollen:

  • Es ist sehr hilfreich, wenn ihr die Stückpreise von gekauftem Obst und Gemüse (z.B. für Avocados, Grapefruits, Kohlrabi etc.) mit auf eure Wiegezettel schreibt. Die Preise ändern sich immer wieder mal, wir kommen mit dem Auswendiglernen nicht so richtig hinterher. Zwar können wir die Preise auf einer Liste an der Kasse ablesen, aber wenn sie mit auf dem Gemüsezettel stehen, können wir sie einfach abtippen, müssen in euren Körben nicht mehr nach Stückgut Ausschau halten und alles geht irgendwie ein bisschen schneller. Fast wie bei Aldi. Aber hoffentlich nie ganz.
  • Wenn es eine Schlange an der Kasse gibt, stellt ihr euch am besten von links an, also nicht von der Eingangstür her – auch, wenn ihr bloß schnell ein Brot holen wollt. Dann gerät die Schlange nicht in Unordnung. Unordnung, sowas will doch keiner.
  • Auch wenn es durchaus Teil unseres Konzeptes ist, zu hoffen, dass ihr zum Einkaufen ein bisschen Geduld mitbringt: Wir versuchen zu vermeiden, in Zeiten mit viel Betrieb alleine am Kassentresen zu stehen. Das gelingt aber nicht immer, und angesichts unserer (noch) knappen Arbeitskraft wird das für eine Weile auch immer wieder mal vorkommen. Wenn ihr ein einer solchen Situation Käse an der Theke kaufen wollt, wäre es toll, wenn ihr das als letzte Etappe eures Einkaufs macht und euch dafür dann auch direkt schon in der Kassenschlange anstellt anstatt an der Käsetheke selbst – dann kann die kassierende Person das in einem Aufwasch erledigen. Wenn sich nämlich zwei Schlangen bilden, und man ist nur ein Mensch an der Kasse, weiß man ganz schnell nicht mehr so recht, wo man als nächstes hinhüpfen soll. Also: Entweder Käse- und Kassenschlange bündeln – oder von der Käsetheke aus durch beruhigende Blicke und Gesten zu verstehen geben, dass es nicht eilt. Sowas ist in solch unruhigen Zeiten Balsam für die Kassierendenseele. Dieser Hinweis gilt natürlich nur für den Fall Viel Betrieb/Wenig Personal – wenn nichts los ist, oder wenn wir zu zweit sind, könnt und sollt ihr euch gerne separat und in Ruhe an der Käsetheke bedienen lassen und kommt dann in den Genuss unserer vollen Beratungspower („Äh… der Weinbauernkäse ist total lecker!“).
    (Ist er aber wirklich. Und der Catí Pell mit Rosmarin. Und der Ziegen-Ribeaupierre. Und noch so manch anderer.)
  • Und noch ein letzter Punkt zum Ablauf an der Kasse:
    Euch ist vielleicht aufgefallen, dass wir (meistens) nicht mehr vorm Kassieren fragen, ob ein Kunde Mitglied ist oder nicht. Das hängt damit zusammen, dass wir das Gefühl hatten, den Kunden, die häufig kommen, aber nicht Mitglied werden wollen, damit allmählich ein bisschen auf die Nerven zu gehen. Wie es jedem von uns auch auf die Nerven geht, wenn wir in diversen Supermärkten bei jedem Einkauf nach irgendeiner Kundenkarte gefragt werden, die wir nicht haben wollen, damit wir ein schlechtes Gewissen kriegen, dass wir sie nicht haben. Nun haben wir inzwischen einen ganzen Haufen Mitglieder dazugewonnen, und nicht alle von uns erkennen alle von euch am Gesicht (keine Sorge, das kommt dann schon irgendwann). Wenn ihrMitglied seid also bitte gleich bescheidsagen, und zwar sowohl an der Käsetheke als auch an der Kasse – dann können wir unsere Geräte direkt auf die richtigen Preise umstellen. Das geht nämlich im Nachhinein nicht. Wenn wir zu spät merken, dass ihr Mitglied seid, müssen wir alles bereits Kassierte wieder stornieren und den Kassiervorgang von vorne anfangen – besonders in der oben beschriebenen Situation Viel Betrieb/Wenig Personal für alle Beteiligten potentiell unangenehm.

[Na, die Hälfte hast du geschafft! Das ist dann jetzt die Stelle, an der man laut Reuli wohl bei einem Newsletter diesen Umfangs befürchten muss, dass der durchschnittliche Newsletter-Leser abbaut… Beweise uns das Gegenteil! Halte durch! Weiter unten kommt auch bestimmt nochmal ein Witz zur Auflockerung]

Neu im Sortiment
Wir haben so einige Sachen auf eure (und unsere) Anregungen hin neu aufgenommen – danke für die guten Vorschläge! Im Detail sind das:

  • Lactosefreie H-Milch
  • Soja-Joghurt
  • Reismaccaroni
  • Günstigere Spaghetti
  • Folgemilchpulver aus Ziegenmilch
  • Ziegenjoghurt
  • Reis- und Nudelsauce Curry
  • Gelierzucker
  • Frucht pur Aufstrich Mango und Orange
  • Sojamilch +Calcium und Schoko +Calcium
  • Grill- und Asia-Gewürzsalz
  • Orangensenf
  • Palmfett
  • Quark-Joghurt-Mischung
  • Sauerkraut

Und bald: Dinkel-Reiswaffeln, Speck und: Lecker Federweißer! Im Oktober Primeur, im November Novello.

Auch neu: Glutenfreie Produkte tragen jetzt auf den Preisschildern das blaue G – handgeschrieben und liebevoll aufgeklebt von eurer Abteilungsleiterin Trockenwaren Berit.

Fleisch
Und noch was Neues: Unser Fleisch-Bestell-Service. Im Laden liegt seit ein paar Tagen eine Liste aus, von der ihr euch Frischfleich zum Bestellen aussuchen könnt. Wenn ihr schon von zuhause aus Appetit und Bestellverhalten koordinieren wollt, gibt es dieselbe Liste mit Bedienungsanleitung auch in unserem neuen Service-Bereich auf der Website. Die Bestellung funktioniert allerdings nur mit ein paar Tagen Vorlauf und zu bestimmten Terminen in der Woche, je nachdem, von welchem unserer drei Lieferanten ihr euer Fleisch haben wollt – seht euch im Laden oder Internet die Liste an, um Details zu erfahren.

Die Preise
Immer wieder mal fällt jemandem auf, dass ein Normalpreis bei uns höher ist als der Preis für ein vergleichbares Produkt in anderen Läden. Dafür gibt es verschiedene Erklärungen.

Zunächst mal die Frage der Vergleichbarkeit: Ein Liter Milch von Dennree ist nicht dasselbe wie ein Liter Milch aus Hamfelde. Ein EG-Bio-Apfel aus einem Kühlhaus in Rumänien ist nicht dasselbe wie ein Demeter-Frühapfel aus dem Alten Land. Das soll nicht heißen, dass das eine unbedingt total schlecht ist und das andere unbedingt super, und Bio ist schonmal auf jeden Fall besser als nicht Bio – aber wenn unsere Produkte teurer sind als ähnliche anderswo, dann liegt der Grund in vielen Fällen darin, dass es eben doch andere, hochwertigere Produkte sind. Zum Beispiel Verbandsbio statt EG-Bio; regional statt von anderswo; klimabewusst transportiert anstatt eingeflogen; fair gehandelt anstatt möglichst billig eingekauft etc. Ob dieser Mehrwert tatsächlich entsprechend mehr Wert ist, muss jeder Kunde für sich entscheiden – wir haben für uns entschieden dass ja, und auch wir zahlen ja die höheren Preise an unsere Lieferanten.

Das gilt allerdings tatsächlich nicht für alle Fälle. Manchmal kostet wirklich genau dasselbe Produkt bei uns ein bisschen mehr als im Laden um die Ecke. Das kann durchaus ganz einfach daran liegen, dass größere Läden mit größeren Umsatz größere Mengen einkaufen können und dann niedrigere Preise zahlen müssen – das müssen wir so hinnehmen, das ist ein Vorteil, den die anderen haben. Wir finden aber, ein kleinerer Laden hat andere Vorteile, die das wieder aufwiegen. Einen Supermarkt wollten wir nie haben, und vielleicht gefällt es euch ja auch bei uns besser als im Supermarkt.

Ein weiterer möglicher Grund für Preisunterschiede: Wir halten uns strikt an die Preisempfehlungen der Hersteller oder Großhändler. Die werden auch in anderen Läden als Richtlinien verwendet, nur machen sich andere Läden mit ihrer Preiskalkulation wesentlich mehr Arbeit als wir, um konkurrenzfähig zu bleiben. Dafür müssen die Preise der Läden in der Umgebung ständig im Auge behalten werden, Produkte, von denen bekannt ist, dass die Kunden besonders darauf schauen, sogenannte Ankerprodukte, werden im Preis gesenkt oder gar mit Verlust verkauft, anderswo wird dafür etwas aufgeschlagen usw. usf.

Das ist viel Arbeit, die wir nicht leisten können. Unser Beitrag zur Konkurrenzfähigkeit ist das Mitgliedermodell, das für sich auch schon viel Arbeit macht – darauf setzen wir unseren Schwerpunkt, und von diesem Modell sind wir nach wie vor sehr überzeugt. Wir können nicht beide Preisschienen mit dem gleichen Einsatz und der gleichen Hingabe behandeln. Wir wollen das auch gar nicht versuchen – was dabei herauskäme, wäre nichts Halbes und nichts Ganzes, und wir haben uns schon zu Beginn unserer Planungen entschieden, vor allem ein Mitgliederladen zu sein. Alles andere können die anderen auch. Das Mitgliederkonzept ist das Besondere an der warenwirtschaft.

Der Nachteil: Wir sind womöglich an manchen Stellen für Nichtmitglieder teurer als andere – was aber wie beschrieben durchaus seine Gründe hat. Demenstrechend schmollen wir fast ein bisschen, wenn jemand hereinrauscht, einen Blick auf den erstbesten Apfel wirft, sagt: „Bei X sind Äpfel in der gleichen Farbe aber viel billiger!“ und beleidigt wieder rausrauscht, weil wir so ein überteuerter Mistladen sind. Da aber von diesen Leuten vermutlich niemand unseren Newsletter liest, müsste das an dieser Stelle wahrscheinlich gar nicht gesagt werden. Wobei: Vielleicht läuft euch ja so jemand über den Weg, und euch ist danach, euren Laden ein bisschen zu verteidigen – dann wisst ihr jetzt etwas mehr darüber, wie und warum unsere Preiskalkulation funktioniert. Fazit dieser vielen Wörter jedenfalls sollte sein: Wenn unser Preisniveau bei den Normalpreisen an manchen Stellen höher ist als anderswo, dann ist das nicht mit Absicht so (auch wenn das – trotz Reim – vielleicht merkwürdig klingt). Und ganz sicher ist es an manchen Stellen auch niedriger.

Total lecker
Die aktuelle Total-lecker-Empfehlung: Orangensenf, Pflaumenchutney, Maiskolben, Ambassy-Äpfel aus dem Alten Land, Fresh Fruit Guave (Nicht alles zusammen essen).

Stand der Dinge
Zum Abschluss: Wie es uns geht. Und zwar in Zahlen.
Erwartete Mitgliederzahl für den ersten Monat: 50
Mitgliederzahl am 31.8.: 145!
Ergo: Es geht uns sehr gut. Dankeschön!
Natürlich kaufen 145 Leute mehr ein als 50, unser Warenumsatz wächst gerade ziemlich sprunghaft, und wir müssen noch lernen, einzuschätzen, wieviel Waren wir brauchen, um über den Tag zu kommen, gerade bei den frischen Sachen, die man nicht gut auf Vorrat bestellen kann. Das ist für uns oft noch schwer abzusehen. Deswegen sind manchmal am Abend mehr Sachen ausverkauft, als uns gefällt – wir bitten um euer Verständnis und werden da bestimmt noch einiges dazulernen. Übrigens gibt es neue Lieferungen und damit garantiert volle Regale immer Montags, Mittwochs und Freitags morgens.

So. Das war’s.
Für alle, die es bis hierher durchgehalten haben: Danke fürs Lesen!

Ach ja, der versprochene Witz zur Auflockerung. Es handelt sich um politische Obsthumoristik.

„Warum haben die Ostfriesen die komplette letzte Kirschen-Ernte aufgekauft?“ – „Weil sie ein Kernkraftwerk errichten wollen!“

Uiuiui. Ob sich da das Durchhalten gelohnt hat?

 

Wir sehen uns,
Anne, Berit, Florian, Nico und Reuli

warenwirtschaft.