palmöl

In letzter Zeit häufen sich die Anfragen, ob und wieviel und was für Palmöl/-fett in den Artikeln unseres Sortiments enthalten ist – vermutlich als Reaktion auf die Behandlung des Themas in den Medien. Jedenfalls herrscht allgemeine Verunsicherung. Das ist nicht weiter verwunderlich angesichts z.B. der Aussage von Greenpeace, dass es bisher weltweit kein ökologisch und sozial nachhaltig produziertes Palmöl gibt (s. beispielsweise diesen Link), dabei das in unseren Produkten enthaltenene Palmöl aber mindestens das EG-Bio-Siegel trägt und damit einem gewissen Nachhaltigkeitsanspruch genügen muss.
Dabei steht sicherlich die übermäßige Anpflanzung von Ölpalmenplantagen für die Herstellung von Treibstoff im Vordergrund, aber wir haben uns insgesamt ein bisschen Sorgen gemacht, ob wir mit dem Kauf von Produkten, die Palmöl enthalten, indirekt die Umwandlung von Regenwald in Ölpalmen-Monokulturen unterstützen – was, selbst wenn es sich um bio-zertifizierte Ölpalmen-Monokulturen handeln würde, wohl kaum im Sinne der Nachhaltigkeit wäre. Leider ließ sich keine zentrale Stelle ausfindig machen, die uns hätte sagen können „Keine Panik, Palmöl mit Bio-Zertifikat ist unproblematisch“ – also haben wir einzeln bei den Herstellern nachgefragt, von denen Produkte mit Palmfett bei uns im Regal stehen. Das waren nahezu alle. Fazit: Palmöl mit Bio-Zertifikat ist… wahrscheinlich größtenteils zumindest weniger problematisch als konventionelles. Wem diese relativ unkonkrete Pauschalantwort nicht ausreicht, der lese im Folgenden die (recht umfangreichen, weil komplexen) Details.

Palmöl ist das günstigste Pflanzenfett, das auf dem Markt zu bekommen ist, und als solches eine der häuftigsten Lebensmittelzutaten. Als Faustregel beim Gang durch unsere Regale hat sich herauskristallisiert, dass insbesondere Gebäck ein guter Kandidat für Palmölverwendung ist, davon vor allem Dinge, die explizit als „vegan“ ausgewiesen sind (weil dann statt Butter pflanzliches Fett drin ist, und das wiederum kommt in den meisten Fällen von der kostengünstigen Palme). Außerdem so ziemlich alles, was irgendwie mit Müsli zu tun hat, und natürlich Margarine, die in ihrer Eigenschaft als pflanzliches Fett zu einem Großteil von der Palme kommt. Das bedeutet, das in konventionellen Produkten, auf denen bloß Margarine in der Zutatenliste steht, man davon ausgehen kann, das Palmfett enthalten ist (im Bio-Sektor wird so etwas in 99% der Fälle separat auf den Packungen ausgewiesen).

Es handelt sich also um ein Zeug, dem man schlecht ausweichen kann – die Frage nach der Nachhaltigkeit von Palmöl mit Bio-Zertifikat ist also eine drängende. Abschließend beantworten können wir sie bisher nicht, und pauschal schon gar nicht. Eine wichtige und umstrittene Institution in diesem Zusammenhang ist, und hier begibt man sich in den komplexen Bereich der Entstehung internationaler Zertifizierungsprozesse, der vom WWF ins Leben gerufene Round Table of Sustainable Palm Oil (RSPO). Hier treffen sich verschiedene wichtige Akteure, um Richtlinien für die nachhaltige Palmölproduktion auszuarbeiten und umzusetzen. Das Ganze ist also noch im Werden, es wird hier ein neues Siegel speziell für Palmöl entwickelt, ähnlich wie das FSC-Siegel für Holz und das MSC-Siegel für Fisch und Meeresfrüchte. Hier die Richtlinien (PDF auf Englisch), auf die der RSPO sich geeinigt hat.
Das Problem, das Organisationen wie Greenpeace mit dem RSPO haben: An diesem runden Tisch sitzen – außer verschiedenen Umweltorganisationen – die Bösen, nämlich Nestlé, Unilever, Procter&Gamble etc. Und das gibt erstmal einen vielleicht verdienten Misstrauensvorschuss: Es legt sich der Verdacht nahe, das hier die übliche Geldmacherei mit einem Feigenblatt der Nachhaltigkeit versehen werden soll. Aber auch wenn das Feigenblatt das sein sollte, worauf die bösen Firmen aus sind : Die Tatsache, dass die öffentliche Meinung und Aufmerksamkeit diese Vertreter der Industrie zur Beteiligung an einem solchen Projekt zwingt, ist erstmal eine gute Entwicklung. Dass diese Firmen sich sträuben werden, die geforderten Kriterien in vollem Umfang anzunehmen, ist keine Überraschung – aber dafür sitzen sie ja auch nicht alleine am runden Tisch, sondern unter Aufsicht der Zivilgesellschaft in Gestalt verschiedener Nichtregierungsorganisationen.

Greenpeace hat insofern recht, dass das Zertifikat noch nicht fertig ist und die Kriterien noch nicht endgültig sind. Einige der Mitglieder des Round Table produzieren bereits Öl nach den bisher beschlossenen Kriterien, andere nicht, die Überprüfungsinstanzen nachhaltiger Palmölproduktion sind noch nicht perfekt. Aber die am Roundtable beteiligten Unternehmen haben über 50% der weltweiten Palmölproduktion unter ihren Fittichen. Eine Veränderung Richtung Nachhaltigkeit, die einen Unterschied macht, ist nur in Zusammenarbeit mit diesen Firmen möglich. Und damit die produktiv stattfinden kann, hilft es in unseren Augen nichts, den RSPO zu boykottieren oder als korruptes Projekt abzukanzeln. Die Industrie will möglichst viel Geld verdienen, aber sie kriegen es von uns, und wenn wir nachhaltige Produkte kaufen wollen, werden die sie produzieren müssen. Um ihnen dabei auf die Finger zu schauen, ist der RSPO eine vielversprechende Möglichkeit.

Leider ist es also nicht so einfach wie gehofft – das EG-Bio-Siegel allein reicht scheinbar nicht aus, um sich guten Gewissens ganz von der Palmöl-Frage losmachen zu können. Also haben wir, um ganz sicherzugehen, unsere Hersteller um konkrete Informationen gebeten. Wir haben insgesamt 19 Hersteller angeschrieben, sieben recht überzeugende Antworten haben wir bisher erhalten, den fehlenden werden wir weiter auf die Füße treten.

Im Folgenden die Informationen über die einzelnen Hersteller.

Allos
Die Rohware des von Allos verwendeten Bio-Palmfettes stammt aus Kolumbien. Der Produzent ist Mitglied des RSPO und maßgeblich an der Entwicklung der Prinzipien und Kriterien für die nachhaltige Palmöl-Produktion beteiligt. Das Projekt wurde zusätzlich zu 2003 durch ProForest und 2008 durch Control Union Certifications geprüft – beides seriöse Prüfstellen für nachhaltigen Waldbau. Die 2008er Prüfung erfolgte nach den Kritieren des RSPO, die Ausstellung des entsprechenden Zertifikats steht noch aus, wird aber für Mitte 2009 erwartet.

Barnhouse
Barnhouse’s kolumbianischer Lieferant ist regelmäßig vor Ort und überzeugt sich persönlich davon, dass keine Brandrodungen stattfinden und kein Primärwald abgeholzt wird. Die Firma pflegt langjährige Kontakte mit den Partnern ihres Vertrauens und wechselt nicht gleich den Anbieter, wenn jemand einen besseren Preis bietet – so wird versucht sicherzustellen, dass immer mit zuverlässigen Kollegen gearbeitet wird. Das ProForest-Gutachen (Englisch, PDF) für den betreffenden Lieferanten hat Barnhouse uns gleich mitgeschickt – falls jemand richtig genau hinschauen oder sich ein Bild machen möchte, wie so ein Ding aussieht.
Palmöl, so führt Barnhouse an, schmeckt neutral und hat eine ausgewogene Balance aus gesättigten und ungesättigten Fettsäuren – nicht so gut wie Sonnenblumen- oder Rapsöl, aber wesentlich besser als z.B. Margarine. Außerdem wird es kaum ranzig – eine Anforderung, die der Handel an die Müsliprodukte stellt, wo inzwischen ein Jahr Haltbarkeit verlangt wird. Das ist mit Sonnenblumenöl nicht machbar. Das Honig-Krunchy allerdings wird seit Beginn der Müsliproduktion vor 30 Jahren immer noch ausschließlich mit Sonnenblumenöl hergestellt; dieses erste Barnhouse-Produkt verkauft sich so gut, dass man sich um Mindesthaltbarkeitsdaten glücklicherweise weniger Sorgen machen muss. Für andere Produkte werden zur Zeit Backversuche mit neuen vielversprechenden Sonnenblumen- und Rapsölvarianten unternommen, bislang aber mit geschmacklich mäßigem Erfolg.

Bauck
Das einzige Bauck-Produkt, das Palmfett enthält, ist das Dinkel-Müsli „knusperzart“ – und darin ist das Palmfett Bestandteil der vom Müslihersteller Barnhouse hinzugekauften und dem Produkt beigefügten „Krunchy“-Mischung – siehe also oben.

Berchtesgadener Land
Auch bei Berchtesgadener Land handelt es sich nur um ein einziges Produkt, nämlich den Bio Frucht&Knusper-Joghurt, und darin um die Knuspermüslimischung obendrauf. Der Lieferant, von dem Berchtesgardener Land das Knusperzeug bezieht, teilt mit, dass das Palmöl aus Kolumbien stammt und ProForest-zertifiziert ist.

Bohlsener Mühle
Die Bohlsener Mühe bezieht ihr Palmöl von kolumbianischen Plantagen, die über 80 Jahre alt sind. Seit ca. 15 Jahren werden diese Plantagen kontrolliert ökologisch nach den Richtlinien von Pro Forest bewirtschaftet. Für die Bio-Produktion wurde also kein Regenwald abgeholzt. Die involvierte Kontrollstelle BCS zertifiziert nur Projekte, in denen die Anbauflächen bestehen, das heißt, sie akzeptieren keine Abholzung. Dazu kommt laut Bohlsener Mühle, dass durch die Umstellung auf Bioanbau zahlreiche positive Auswirkungen folgen: Die Plantagen werden von Vögel und Insekten als Zuflucht genutzt und bekämpfen so gleichzeitig Schädlinge, die den Palmen gefährlich werden könnten. In den Plantagen gibt es Zonen, die keinen Palmenbestand mehr haben und wieder von den ursprünglichen ortsansässigen Pflanzen besiedelt werden.

ErdmannHAUSER
Auch die Firma ErdmannHAUSER bezieht ihr Palmfett nach Auskunft ihres kolumbianischen Lieferanten aus alten, regelmäßig kontrollierten Palmbeständen. Trotzdem ist man sich der Problematik des Rohstoffes bewusst – zum einen, so die Firma, lässt man seitens der Lieferanten größte Sorgfalt walten, zum anderen, und das ist interessant, wird an heimischen Alternativen gearbeitet, die den Import von Palmöl ablösen könnten.

Rapunzel
Von Rapunzel verwendetes Palmfett stammt nur von Flächen, die mindestens 10 Jahre lang nicht abgeholzt worden sind, ebenfalls in Kolumbien. Der Lieferant ist RSPO-Mitglied, die Plantage seit 1990 bio-zertifiziert. Rapunzel überzeugt sich durch persönliche Besuche nicht nur von der ökologischen, sondern auch von der sozialen Nachhaltigkeit des Projektes. Hier eine ausführlichere Kundeninformation von Rapunzel, in der man Genaueres nachlesen kann.