Das ist unser Newsletter. Hoffentlich wisst ihr noch, was man mit den Dingern macht. Wir können dazu auch nicht viel sagen, wir schreiben die nur.
Jetzt hab ich gerade den letzten Newsletter nochmal gelesen, der kommt mir so fremd und fern vor, als hätte ihn ein Fremder und Ferner geschrieben. Hätte ich vielleicht nicht machen sollen – dieser fremde Typ schreibt ja echt ganz gut, auch mit ein bisschen lustig und allem, wie hat der das gemacht?
Naja. Mehr als versuchen kann man ja nicht, vielleicht versuche ich es mal mit einem positiven Einstieg:
Wir freuen uns sehr, dass unser Laden inzwischen wieder ein bisschen mehr ein Begegnungsort sein kann und ein bisschen weniger einer, in dem man JAJAJA, SCHÖN UND GUT DU MIT DEINER PERSÖNLICHEN NÄHE UND UMITTELBARKEIT IM MITEINANDER, PLAUDER MAL WOANDERS, WIR HABEN HIER NUR SIEBEN EINKAUFSWÄGEN UND DRAUSSEN WARTEN DIE LEUTE!
Wir haben Plätze! Weitersagen!
Die letzten Male waren sie immer nach drei, vier Tagen vergeben, diesmal halten sie etwas länger. Wer also Leute kennt, die schon EWIG darauf warten, in unseren exklusiven Gutmenschen-Club eintreten zu können, sage ihnen bescheid.
Neue Kolleginnen
Huuui, dreht es sich weiter, das Personalkarussell, und damit sei der andere Typ vom letzten Newsletter gleich mal der Verbreitung von Fake News überführt: Von wegen wenig Fluktuation in der warenwirtschaft, nimm das! Ende Juni hat uns Sofia verlassen wegen raus ins richtige Leben da draußen – die ist ja noch jung, die hat ja alles noch vor sich – und Gudrun wegen sich neu ergebender Möglichkeiten in ihrem Erstjob. Das ist natürlich total schade, und ein bisschen schade finden die beiden es glücklicherweise auch; wir scheiden voller gegenseitiger guter Wünsche und unter Tränen.
Dafür hat bereits vor einer Weile neu bei uns angefangen: Anna Lena. Die ist auch toll. Den Sommer über hat Annes Tochter Matilda ausgeholfen, und im August ist eine ein weitere Kerstin dazugekommen; wir sammeln die. Darüberhinaus ist soeben direkt aus Manchester Mijke zu uns gestoßen. Wir sind nämlich auch international sehr begehrte Arbeitgeber, wir werden regelmäßig von Apple angerufen, weil die wissen wollen, wie zur Hölle wir das machen.
Wundert euch also nicht über eine Reihe neuer frischer Gesichter zwischen unseren alten müden, das gehört so. (Aber ein altes frisches werden wir auch bald im Angebot haben, wenn im Januar Josefine aus ihrem Pausenjahr zu uns zurückkommt, was uns sehr freut.)
Winterzu
Alle Jahre wieder leiten wir diesen Absatz mit Alle Jahre wieder ein, weil wir einfach keine originellen Leute sind, und sagen euch: Die warenwirtschaft schließt zwischen den Jahren. Letzter Öffnungstag wird Donnerstag, der der 23. Dezember sein; wir öffnen wieder am Montag, 3. Januar.
Neugründungen
Wir beraten ja immer wieder mal Leute, die darüber nachdenken, einen Laden ein bisschen wie den unseren zu eröffnen. So geschehen zuletzt in zwei Fällen, die derzeit wundervoll konkrete Früchte tragen:
In Uhlenhorst haben Sarah Erich und Olli Frank in Rekordzeit den Mitgliederladen Laune der Natur an den Start gebracht. Das sind wahnsinnig nette, integre, fitte Leute, und es hat großen Spaß gemacht, ein bisschen davon mitzubekommen, wie die beiden vom Businessplan zur Kreditzusage zur Immobilie zur Eröffnung gerast sind. Wer Leute kennt, die in Uhlenhorst, Barmbek-Süd, Winterhude auf der Suche nach einer nachhaltigen, fairen, erschwinglichen, schönen Einkaufsmöglichkeit sind: Bitte die Laune der Natur dringend weiterempfehlen.
In einem hochspannenden Prozess sind Fabian Gebert und Barbara Knoben von der WirMarkt-Initiative auf dem Weg, mit guten Ideen, gründlicher Planung und einem ausgefuchsten Online-Werkzeugkasten die Entstehung kleiner, demokratisch organisierter, transparenter Nachbarschafts-Supermärkte in Hamburg zu ermöglichen. Wir würden uns freuen, wenn es klappt – vielleicht mögt ihr Unterstützer des ersten demokratischen Supermarkts der Stadt sein? Wäre doch schön. Auf der Webseite findet ihr Möglichkeiten dazu.
Luca App
Wir werden gelegentlich gefragt, warum wir nicht die Luca App nutzen. Wir fassen uns ganz kurz: Es handelt sich um einen Boykott.
Die Luca-App missachtet Grundprinzipien des Datenschutzes, hinter ihr steckt ein intransparentes, profitorientiertes Geschäftsmodell, die Länder haben sie unter Umgehung üblicher Ausschreibungsverfahren für zu viel Steuergeld eingekauft und damit eine ganze Reihe bessere Konkurrenzprodukte mit weniger prominenter Unterstützung im Regen stehen lassen. Wer etwas detaillierter nachlesen möchte, findet hier eine Stellungnahme einer ganzen Armee renommierter IT-Personen, hier eine des Chaos Computer Clubs, hier einen Überblick von netzpolitik.org.
Darüberhinaus ist die Zahl der Fälle, in der Gesundheitsämter mit den Daten aus der App wirklich konstruktiv arbeiten und Infektionsketten besser durchbrechen konnten, nach einem halben Jahr ernüchternd gering.
Wir benutzen für die digitale Registrierung bei uns im Café den kleinen, kostenlosen ehrenamtlichen Anbieter Corona-Anmeldung.de, für den es keine App braucht. Dort haben ausschließlich wir Zugriff auf die gespeicherten Daten der Gäste und leiten sie gegebenenfalls selbst ans Gesundheitsamt weiter. Dem dort gegebenen Datenschutzversprechen (DSVGO-konform, dem Prinzip der Datensparsamkeit folgend, der Anbieter selbst kann auf die Daten nicht zugreifen, die Daten werden automatisch und regelmäßig vollständig gelöscht) müssen wir als Nicht-IT-Personen ungeprüft glauben, aber hier handelt es sich eben nicht um ein Geschäftsmodell, und zudem werden nicht die Daten drei Trillionen quasi-zwangsverpflichteter Nutzender an zentraler Stelle gespeichert wie in einer Personendatenvariante von Fort Knox, sondern unendlich viel weniger. Daher sind wir deutlich geneigter als bei Luca, einen gewissen Vertrauensvorschuss zu geben.
Und wer da trotzdem nicht mitgehen mag, hat unser Verständnis und darf sich sehr gerne in Papierform registrieren, das ist uns genauso recht. Allzu lange wird uns diese Registrierungspflicht hoffentlich ohnehin nicht mehr begleiten, nachdem sich zunehmend rausstellt, dass es kaum einem Gesundheitsamt gelingt, diese Datenberge gewinnbringend für die Corona-Bekämpfung einzusetzen…
Plastik, immer interessant
Das Verpackungsthema lässt einen ja nie ganz los; die häufigsten Fragen, die wir im Ladenalltag so gestellt bekommen, haben mit der Nachhaltigkeit von Verpackungsmaterialien zu tun. Anstatt das hier noch einmal auszubreiten, nehme ich es zum Anlass, nochmal auf zwei ältere Newsletter zu verweisen. Im ersten haben wir uns sehr ausführlich (sehr ausführlich!) mit den CO2-Bilanzen von Verpackungen beschäftigt, im zweiten das Ganze noch um die Frage nach dem Zusammenhang zwischen unserem Privatmüll und dem Plastik im Meer ergänzt (es gibt keinen nennenswerten). Aufs Allerkürzeste eingedampft:
Verpackungen möglichst häufig wiederverwenden, egal aus welchem Material, ist immer ein Plus.
Verpackung vermeiden ist noch besser.
Verpackungsmaterialien durch vermeintlich ökologischere Verpackungsmaterialien zu ersetzen bringt oft weniger als man annehmen würde und schadet nicht selten sogar – so ist (sortenreines) Plastik besser als sein Ruf, Papier nicht immer dolle, Mehrweg nicht per se besser als Einweg und Kontext alles. Ein Beispiel aus unser aller Alltag: Käse an der Theke in Papier einschlagen hat mit großer Wahrscheinlichkeit keinen ökologischen Mehrwert gegenüber der Plastikfolie.
Als frustrierend und schwer vermittelbar erscheint uns nach wie vor, dass wir keine allgemeingültigen Materialempfehlungen geben können – aber zu unserem und eurem Trost hier ein Interview mit der Chefin der Stiftung Zentrale Stelle Verpackungsregister, die sich wirklich gut auskennt und das auch nicht kann.
Was wir aber können: Konkrete Produkte empfehlen, und da passt hier eines ziemlich gut hin. Die Müllbeutel von Wildplastic bestehen aus Plastikmüll, der von Einheimischen von Stränden, Flussufern und illegalen Deponien in Ländern ohne funktionierendes Müllverwertungssystem eingesammelt wird – also dort, wo Plastik der Welt mit am meisten wehtut. So entstehen Jobs und Einkommen an Orten, wo sie dringend gebraucht werden, und frei flottierendes Makroplastik, das sonst über kurz oder lang im Meer gelandet wäre, wird über den Umweg einer Wiederverwertung in euren Mülleimern in unser hiesiges, gut funktionierendes Müllverwertungssystem eingespeist. Das ist eine der leider nicht allzu häufigen Gelegenheiten für eine klare Win-Win-Kaufentscheidung in Sachen Verpackungsökologie.
Milchpreis
Seit Anfang des Monats ist die Hamfelder Milch satt teurer geworden, und die anderen Produkte aus Hamfelde auch. Das ist, auch, wenn es vermutlich auf den ersten Blick nicht danach aussieht, eine gute Nachricht.
Dass die Milchpreise in Deutschland viel zu niedrig sind, um den Bäuerinnen und Bauern eine nachhaltige Perspektive zu ermöglichen, ist ja schon lang klar; das gilt auch, wenn auch in etwas weniger ausgeprägtem Maß, für den Bio-Sektor. Die mögliche Lösung ist nicht allzu schwierig auszuhecken: Man könnte ja vielleicht unter Umständen…. die Preise erhöhen? Bloß hat sich allem Anschein nach bisher niemand getraut, damit den Anfang zu machen. Verständlich: Bei so einem zentralen Produkt mit soviel Konkurrenz das Unternehmen mit dem teuersten Angebot zu sein, ist aus BWL-Perspektive nicht unmittelbar verlockend.
Insofern ist es ein wirklich mutiger Schritt von Hamfelde, da voranzugehen, und die Transparenz, mit der das passiert, ist vorbildlich: Da wird ganz konkret erklärt, was passieren muss, um die Milchwirtschaft auf enkelfähige Beine zu stellen, und wie die Mehreinnahmen verwendet werden sollen, um das zu erreichen.
Insofern muss ich da auch gar nicht mehr zu schreiben, sondern kann euch getrost in Richtung Hamfelder Webseite schicken, damit ihr euch selber ein Bild machen könnt. Wir hoffen, ihr findet das genauso überzeugend wie wir und nehmt diese Neuerung nicht zum Anlass, in Zukunft woanders zum billigeren Produkt zu greifen.
PS: Natürlich ist der vollständige Verzicht auf Milchprodukte noch ökologischer, als einen höheren Milchpreis zu zahlen – zumindest, wenn man bei der Wahl der Milch-Ersatzprodukte sorgfältig hinschaut. Aber unterm Strich ist eine nachhaltigere und mit realistischen Kosten arbeitende Milchwirtschaft auch für diejenigen ein Fortschritt, die den tierischen Produkten gänzlich abgeschworen haben: Wir sind als Gesellschaft weit davon entfernt, vollständig vegan zu werden, aber jeder Schritt zu einer nachhaltigeren Tierhaltung, die Kosten realistisch abbildet und an die Verbrauchenden weiterreicht, ist ein Schritt hin zu einem bewussteren und letztlich auch weniger allgegenwärtigem Konsum von tierischen Produkten. Wer weiß, wie viele Menschen von einer solchen Preiserhöhung auf die Idee gebracht werden, hin und wieder auch mal zum Haferdrink zu greifen?
Der Umwelt ist es wurscht (haha!), ob 1000 Menschen ganz vegan werden oder 10.000 nur ein bisschen veganer, und Letzteres bekommt man vermutlich zunächst mal wesentlich einfacher hin als Ersteres.
(Kennt ihr eigentlich die Tatortreiniger-Folge, wo er die Veganerin trifft? Sie ist die Grundlage weiter Teile meiner ausgefeilten Veganismus-Ethik.)
Irgendwas mit Kultur
Wir versuchen es wieder mal mit Konzerten, und zwar im Frühling – wir freuen uns dolle, aber vorsichtig, so vorsichtig, dass wir die die konkreten Termine und Bands erstmal für uns behalten, denn man weiß ja gerade nie, ob man wieder einen Rückzieher machen muss.
So, wie es derzeit aussieht, werden das wohl 2G-Veranstaltungen sein müssen. Die Konzerte bei uns sind ja ohnehin eher ein Zuschussgeschäft, unter 3G-Bedingungen mit noch weiter reduziertem Publikum können wir uns das nicht leisten.
Aber vielleicht impfen sich ja bis dahin doch noch richtig viele Leute, damit wir alle die Masken und Gs und Tests und was nicht noch alles endlich mal endgültig los sind? Das wäre so schön.
Produkte
“Heieiei. Neue Produkte seit Dezember? Das wird schwierig. Und seltsam, weil ja so einiges schon ewig da ist. Ohje. Ich muss morgen nochmal durchs Regal schauen. Notfalls schick es einfach so schon raus…”
Florian Frötscher, Unternehmer
Zu Beginn eine Durchsage: Sind zwar ohne Pfand, aber die Honiggläser von De Immen nehmen wir trotzdem gern wieder zurück, die gehen zurück an den Imker und werden wiederverwendet! Voll gut!
Kosmetik
Ungefähr 1000 schöne neue Sachen, um und bei. Als da wären:
* Diverse Bürsten vom Bürstenhaus Redecker und Kost Kamm für Körper- und andere Hygiene, wie z.B. Klobürsten mit Wechselkopf, vegane Handwerker*innenbürste (das mit der weiblichen Form haben sie da leider noch nicht raus), Massagebürste für sich selbst mal etwas Gutes tun, Haarbürsten aus Birnbaum und mit lecker Wildschweinborste etc.
* Dekorative Kosmetik von Lavera, GRN und Kia Charlotta – von Nagellack über Mineral Powder bis zu Concealer und Eye Shadow. Hier anzumerken, bis auf den Lippenstift von Grön, der dafür aber durch Papierverpackung und schöne Farben punktet, alles vegan. Der Lippenstift von Kia Charlotta sogar vegan.
* Nagellackentferner ohne Alkohol oder Acetone und löst alle handelsüblichen Nagellacke.
* Mascara ohne Erdölchemie und Parabene.
* Außerdem führen wir ja nun auch die lustigen und guten Perioden- und Spaßprodukte von der guten Firma Einhorn.
* Für die Kurzen – Luftballons von FAIR ZONE aus Naturkautschuk und wie der Name schon andeutet – auch noch fair gehandelt. Luftschlangen und Konfetti aus recyceltem Papier.
* Auch von FAIR ZONE – Gartenhandschuhe.
Es kann also losgehen.
Seid neugierig und geht auf Entdeckungsreise. Sowieso. Aber auch da in der Ecke.
Trinkzeug
* Spirituosen von local spirits: Kalevala Gin und Ruby Gin, Mondino Amaro Bavarese Aperitivo und Oh Deer Tonic Water (letztere könnt Ihr gegen 8 Cent Pfanderstattung übrigens gerne leer zurückbringen). Wir sagen es euch, wie es ist: So leckeren Gin Tonic wie den aus dem Ruby Gin mit Oh Deer habt ihr vermutlich noch nicht gar zu oft im Leben getrunken. Wir trinken den jetzt auch selber jeden Morgen
* Ingwer Shots in der großen Pfandflasche, jetzt auch als Ingwer-Beere.
* Harvest Moon Milchersatz nun auch „klassisch“ und besonders cremig als haltbare Variante
Sonstiges Zeug
Haben wir auch neu. Aber welches? Wer soll das wissen? Wenn ihr was entdeckt, sagt uns bescheid.
Das Wichtigste zuletzt
So, und jetzt noch zum größten und dringendsten Anliegen, das ich auf jeden Fall noch– Entschuldigung, Telefon, da muss ich kurz rangehen. Einen Moment.
[Warenwirtschaft, Nico, hallo? Tim. This is not a good time, no. I’ve told you a hundred times not to call while I’m writing the newslet– Tim! I ALSO told you that I don’t like it when you interrupt me all the t– Yes. I know it’s hard to follow in Steve’s footsteps. Life has really dealt you some shit cards with that multi-billion dollar company of yours. Yes, she’s from Manchester. Yes, she knows how to sell apples. No, you can NOT have her. Gosh, Tim, get your own people! Yes. Ok. Yes, I KNOW it’s difficult for you! But I’m communicating with someone at the mom– Yes. Ooook. We can talk it through. One last time, though! And I mean that! Could you hold for a second.]
Tut mir sehr leid, mir ist was dazwischengekommen. Wir müssen das Thema wohl verschieben.
Dann beim nächsten Mal! Auf bald!
Eure
warenwirtschaft