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Sensation! Jetzt neu in der warenwirtschaft!

NORMALE EIER!

Zweinutzungshuhn! Lasst es euch auf der Zunge zergehen: Zwei-Nutzungs-Huhn. Was bedeutet das? Es ist ein ziemlich umständliches und unschönes Wort für eine Sorte Huhn, die sowohl ordentlich Eier legen als auch ordentlich Fleisch ansetzen kann. Man könnte auch normales Huhn dazu sagen.

Und warum ist das normale Huhn eine Neuheit? Warum machen die Flitzpiepen von der warenwirtschaft da so einen Bohei drum?

Jahrzehnte der Optimierung auf Effizienz und Masse in der Hühnerzucht haben uns in eine Situation versetzt, in der die wenigen in marktfähigen Mengen existierenden Hühnerrassen hochspezialisierte Züchtungen sind, die entweder viel mehr Eier legen oder viel schneller Fleisch ansetzen, als ein Huhn von damals es je für möglich gehalten hätte. Und das machen die Bio-Leute zwangsläufig mit. Denn die letzten verbleibenden altmodischen Hühner von früher gackern heutzutage bestenfalls so ganz vereinzelt bei privaten Liebhaber-Züchtenden rum, und es würde eine gewaltige Investition von Zeit, Arbeit und Geld erfordern, diese wenigen Tiere so weit zu vermehren, dass man als Bio-Branche damit sinnvoll arbeiten kann. 

Also halten die Bios ihre Hühner zwar ganz anders, aber trotzdem sind die Tiere auf den Bio-Höfen am Ende dieselben wie in der konventionellen Massenproduktion, mit denselben Anfälligkeiten für Krankheiten, denselben Schwächen, demselben einseitigen Fähigkeitsprofil. Übrigens sind das obendrein nicht einfach halt so Tiere, sondern es handelt sich bei diesen Hühnerrassen, so absurd das klingt, um Patente, die von vier internationalen Tierzuchtkonzernen gehalten werden, von denen man sich abhängig macht, wenn man mit diesen Rassen arbeitet.

Nun gibt es ja die Bruderhahninitiative, die unter anderem vom Bauckhof gestartet wurde, um das Kükenschreddern zu beenden, und zwar lange bevor es gesetzlich verboten wurde (der Arpshof war da auch von Anfang an dabei). Seitdem es die gibt, hat es in der warenwirtschaft nur noch Bruderhahneier gegeben, und ihr zahlt seitdem pro Ei eine kleine Provision, mit der die Hennen die Aufzucht ihrer Brüder mitfinanzieren. 

Während andere also das Kükenschredderverbot umgehen und die aufwändige Bruderhahnaufzucht vermeiden, indem sie die Küken schon im Ei nach Geschlecht selektieren und die männlichen vernichten, oder, noch schlauer, indem sie ihre Legehennen im europäischen Ausland einkaufen, wo es ein solches Verbot nicht gibt und kein Hahn danach kräht, was mit den Männchen passiert, kauft ihr bei uns schon seit Jahren schredderfreie Eier ein.

Wirtschaftlich ist das trotz des Obolus für die teilnehmenden Höfe keine einträgliche Angelegenheit; es handelt sich vor allem um eine Investition in die ethische Tierhaltung. Denn auch wenn das Bruderhahnfleisch überdurschnittlich hohe Qualität hat, kann man es nicht für den Preis verkaufen, für den man es müsste, damit sich die Sache rechnet – die Bruderhähne wachsen wesentlich langsamer als ihre Hybrid-Konkurrenten und setzen deutlich weniger Fleisch an.

Allerdings war es von Beginn erklärtes Fernziel der Bruderhahninitiative, eine Hühnerrasse zu züchten, die wie früher beides ordentlich kann, Eier legen und Fleisch ansetzen. So dass die Aufzucht der Bruderhähne irgendwann nicht länger eine Art ethische Notlösung sein muss, sondern einfach, naja, normal eben. Und damit gäbe es dann nicht nur keinen Anlass zum Kükenschreddern mehr, sondern man hätte widerstandsfähigere, gesündere, von unabhängigen Bäuerinnen und Bauern für die Allgemeinheit gezüchtete Tiere, deren Ernährung obendrein zur Resteverwertung wesentlich besser geeignet wäre als die der kommerziellen Rassen, die mit uns Menschen wegen ihrer sehr spezifischen kulinarischen Bedürfnisse in Nahrungskonkurrenz stehen. Normale Hühner eben. Wie die bei Astrid Lindgren.

Und jetzt der Tusch: Die Eier dieser ersten Zweinutzungshühner findet ihr seit kurzer Zeit bei uns, in 500g-Packungen zum Festpreis, in denen je nach Größe 8-12 bunte Eier drin sind. Nicht alle braun, nicht alle gleich groß, so ist das eben mit normalen Lebensmitteln.

Die Hühner mit den hübschen Namen “Coffee” und “Cream” sind sogenannte Gebrauchskreuzungen und entstanden aus der Verbindung dreier alter Hühnerrassen (Bresse x New Hampshire für Coffee, Bresse x White Rock für Cream); sie sind das Ergebnis von vierzehn Jahren Züchtungsarbeit.

Etwas leiserer Tusch: die Eier von denen sind halt ganz schön teuer.

Ja aber warum denn, wenn das doch jetzt Zweinutzung und überhaupt und hin und her, und macht man das Ganze nicht, damit die Eier- und Hühnerproduktion wirtschaftlich funktionieren kann, ohne Abstriche in der ethischen und ökologischen Tierhaltung machen zu müssen? Stimmt alles, und das suggeriert natürlich erstmal, dass die normalen Eier günstiger sein müssten als die herkömmlichen.

Problem: Ähnlich wie z.B. Milch werden Eier schon lange zu billig verkauft – wenn man die Tiere ordentlich halten und zugleich einigermaßen davon leben können möchte, obendrein mit den steigenden Futterpreisen, müsste auch das Bruderhahnei schon seit geraumer Zeit einen Stückpreis von um und bei 1 Euro haben. Davon ist es weit entfernt, und auch die neuen Zweinutzungseier liegen drunter. Aber sie sollen nicht nur ein Schritt sein in Richtung nachhaltigere Hühnerzucht, sondern auch einer in Richtung nachhaltigere Erträge für die Bäuerinnen und Bauern.

Ja und warum muss man jetzt immer 500 Gramm davon kaufen und kann nicht drei oder vier? Weil die neuen Hühner einfach keine auf Einheitlichkeit getrimmten Hochleistungshybride sind. Die Eiergrößen schwanken stark, aber schmecken alle gut, deswegen werden sie gemischt, damit nicht am Ende die wunderbar schönen und leckeren S-Eier aus Konsumgewohnheit nicht gekauft werden und verkommen. Ihr bekommt immer ein halbes Kilo Ei fürs selbe Geld.

Und dieses Geld leistet einen wesentlichen Beitrag zu einer nachhaltigen Zukunft der Hühnerwirtschaft.

Und dazu nochmal, was man nicht häufig genug sagen kann: Nichts und niemand ist 100% nachhaltig. Nachhaltigkeit ist kein Zustand. Nachhaltigkeit ist ein Ideal und ein Prozess. Nachhaltig ist unmöglich, aber nachhaltiger geht immer.

Tausend Kundinnen und Kunden, die also zumindest gelegentlich zum normalen Ei greifen, sind ein riesiger Schritt nach vorn und in Sachen Nachhaltigkeitsplus genausoviel Wert wie hundert Hundertprozentige – und ich wäre bereit, eine Wette einzugehen, dass wir tausend Siebzigprozentige wesentlich leichter zusammenbekommen als hundert Hundertprozentige.

Soll heißen: Niemand sagt, dass jetzt alle Eieressenden, die das Herz am rechten Fleck haben wollen, nur noch normale Eier kaufen dürfen und sich sonst schlecht fühlen müssen. Im Gegenteil, wir operieren hier ohnehin schon auf sehr hohem Niveau: Die Bruderhahneier vom Arpshof sind ein tolles Produkt, der Arpshof ein Haufen fähiger Idealisten mit Herz und Verstand, die eine exzellente Arbeit machen und weiter allerbesten Gewissens mit unserem Geld unterstützt werden sollten.

Die oben erwähnte Investition von Zeit, Arbeit und Geld für die Züchtung einer Zweinutzungsrasse erfordert Ressourcen, die nur wenige in der Branche haben. Selbst für Bauck ist das, ähnlich wie bei der Preiserhöhung der Hamfelder Milch vor einer kurzen Weile, ein sehr riskantes Unterfangen, bei dem viel auf dem Spiel steht – wenn es aber klappt, wird es den Weg ebnen für viele andere, die dann nachziehen und auf normale Hühner umstellen können. 

Es ist jedenfalls ein Unterfangen, das wir unterstützen möchten. Und wir fragen alle unter euch, die nicht ohnehin schon vegan leben und daher tierethisch wie ökologisch wieder mal fein raus sind, auch darüber nachzudenken, ob ihr fortan normale Eier in euren Speiseplan integrieren mögt.

Und das alles hätten wir euch natürlich klugerweise vor Ostern schon wissen lassen sollen, weil Eier. Aber erst waren die Kinder krank, dann war ich krank, dann sind wir umgezogen, und ja herrgott so ist es halt manchmal, kommt sicher nie wieder vor, dass das Leben zwischen euch und mich und die Benewsletterung gerät.

So! Das war zur Abwechslung mal ein monothematischer Rundbrief. Kann man ja auch mal machen, wenn das Thema nur kompliziert und anspruchsvoll genug ist.

Neue Produkte

Trockenkram: 
* Veggie-Mixe vom Bauck-Hof “Frikadelle” und “Merguez”
* 2 neue Kekssorten von Sommer
* Conchiglie von Rapunzel…gleicher Nudelteig, andere Form
* NuCao-Riegel Meersalz/Mandel
* Vegane Mayonnaise, Hollandaise und Remoulade von Blattfrisch (Pfandglas)
* Hefeflocken von Naturata…jetzt wirklich Bio
* Gelbe Thai-Curry-Paste von Sanchon
* Glutenfreier Pizzateig von Bauck
* Akazienhonig von Unverpackt (Pfandglas)
* Dunkle Sauce instant von Chiron
* Rosmarin-Cashews von fairfood (Pfandglas)

Bei den Getränken: 
* Neue BioZisch-Sorten Kirsche und Maracuja-Orange von Voelkel
* Cassis-Lime und Black Cola von Now in der Halbliter-Flasche. Nicht unbedingt von dem “light”-Zusatz abschrecken lassen – die bestehen durchaus auch den Heranwachsenden-Test. 
* Ingwer & Zitrone auch eine neue Limo-Sorte von Proviant

Im Kühlregal (oder in dessen Nähe):
* Skyr jetzt im Pfandglas in Demeter-Qualität von Schrozberg
* Erbsen-Guacamole von bio-verde, weil Avocados: kein unproblematisches Produkt und auch weil: lecker!
* Grünhof Junge Wilde Cashew-Creme: Dattel-Curry und Süßkartoffel-Tandoori
* Hafer Drink Pulver von Hofgut Storzeln. Zum Anrühren, schmeckt wie echt! Für wenn man immer nur mal ein bisschen braucht. Oder für wenn man wirklich nicht so schwer schleppen mag. Vor allem aber, und das verdient ein zwei Sätze Erklärung: Supernachhaltig! Es gibt in Sachen Verpackungsökologisierung nur ganz selten Lösungen, die nicht irgendwie Kompromisse sind, bei denen man am Ende oft nicht mal so ganz genau weiß, wie positiv die Bilanz der Neuerung tatsächlich ist: Weniger fossiles Material, aber dafür schlechtere Recyclingfähigkeit, oder höherer Energieaufwand in der Herstellung und Verwertung. Wiederverwendbares Pfandglas, aber dafür höheres Gewicht, ergo mehr CO2 beim Transport, usw usf.

Flüssigkeit weglassen hingegen: Immer super! 400 Gramm Haferdrinkpulver ersetzen vier Liter Drink. Vier Liter wiegen vier Kilo, 400 Gramm wiegen nur ca. 400 Gramm, also 90% weniger Gewicht im Transport, was sich direkt und massiv in der Ökobilanz des Produktes niederschlägt. Gleiches gilt übrigens für die Zahnpasta-Tabletten und die diversen Reinigungsmittel-Tabs zum selber anrühren in der Hygiene-Ecke (und für Wassersprudler vs. gekauftes Mineralwasser noch hundert mal mehr…)!

Soweit und auf bald!

Es grüßen:

Die Warenwirtinnen und Warenwirte von der Warenwirtschaft