
Liebe Einkaufende, liebe Mitlesende,
es ist Herbst im Jahr 2025 und uns gibt es jetzt schon mehr als 17 Jahre. Also unseren Laden. Uns selbst gibt es schon noch ein bisschen länger.
Als meine Tochter so etwa 17 war, hat sie mir mehrfach versichert, wie toll es sei, dass ich im Bioladen arbeite. Es schien ihr ein großer Vorteil zu sein, nie einkaufen zu müssen, anders als ihre Freund*innen. Die Sache mit der Nahrungsbeschaffung für Zuhause schien Ihr so recht unaufwändig erledigt zu sein.
Die ersten Babys, die von ihren Eltern in die warenwirtschaft getragen oder geschoben wurden, durften wir einige Jahre beim Größerwerden, Selberlaufen und KindereinkaufswagendurchdenLadenSchieben beobachten. Plötzlich verschwanden viele von ihnen und jetzt, viel viel später, sind sie beispielsweise zum Austausch im Ausland oder kommen selbst zum Einkaufen, und es ist wirklich kaum zu glauben, wie groß sie geworden sind. Die haben Bärte, Piercings, Tattoos und kennen sich meist ganz gut aus mit guten Lebensmitteln. Damit sind wir sehr zufrieden.
Was Ihr mit den Kindern zwischen 6 und 17 Jahren macht, ist für uns ein komplettes Rätsel. Die sehen wir quasi nie. Scheinbar, das ist zumindest unsere Hoffnung, geht Ihr selbst so gerne einkaufen, dass eure Kinder das nicht auch müssen, Ihr könnt ja nicht ALLE das so lösen wie wir und einen eigenen Bioladen haben. Das hätten wir vielleicht auch inzwischen gemerkt.
Und wo wir schon beim Einkaufen sind:
Preiswertere Produktalternativen
Erstmal vielen Dank, dass so viele von Euch unsere Mitgliedspreiserhöhung mitgegangen sind und uns weiterhin unterstützen! Wir wissen, dass das nicht selbstverständlich ist. Es gab diesmal rund um die Beitragsanpassung mehr Kündigungen als die letzten Male. Das ist im Einzelfall durchaus verständlich und führt nun dazu, dass wir uns seit sehr vielen Jahren mal wieder Gedanken um Werbung machen müssen. Und dabei könnt Ihr uns gerne unterstützen: Wenn es Euch bei uns gefällt, sagt es weiter! Niemand weiß so gut, wie es ist, Mitglied bei uns zu sein, wie Ihr!
Jetzt aber mal zurück zum Punkt. Einige verständliche Kündigungen aus finanziellen Gründen und die Nachfrage einiger Mitglieder hat uns dazu bewogen, in Zukunft ein kleines Grund-Sortiment (wie z.B. Nudeln, Mehl, Haferflocken etc) an günstigeren Bio-Lebensmitteln in unsere Regale zu stellen, und zwar von der sogenannten Handelsmarke Greenorganics.
{Mini-Exkurs: Handelsmarken sind Firmennamen, unter denen Erzeugnisse von verschiedenen Produzenten vertrieben werden. Demgegenüber sind Waren von einem speziellen Hersteller eben: Herstellermarken. Da hat doch vielleicht jemand nebenbei noch was gelernt? Gern geschehen!}
Bisher haben wir uns, wann immer das möglich war, gegen diese Handelsmarken entschieden, da wir gerne unsere Produzent*innen kennen und damit nachvollziehen können, woher genau das einzelne Produkt im Regal stammt und wie die Firma arbeitet. Bei den Green-Produkten ist es so, dass diese ihre Zutaten je nach Angebot auch wechseln und austauschen. Das ist deshalb nicht unbedingt schlechter, aber eben nicht so transparent. Das muss man klar dazu sagen. Wir werden diese Produkte immer nur als Zusatz platzieren, sodass wir bald merken werden, wie nötig sie sind und ob Ihr sie finanziell gebrauchen könnt. Ob hier also die Nachfrage dem Angebot folgt. Das ist bestimmt auch Fachjargon. Aber das können wir als Quereinsteiger*innen nicht wirklich versprechen.
Außerdem haben wir inzwischen einige Produkte der Kornkraft Hausmarke. Kornkraft ist, das haben wir im letzten Newsletter erwähnt, unser neuer Co-Haupt-Großhändler. Haupt-Co-Großhändler. Sowas in der Art. Die nutzen für ihre Eigenmarke ganz tolle und regionale Produkte, wie Linsen aus Österreich, Bioland-Getreide aus dem Norden und vieles mehr. Kornkraft arbeitet da sehr transparent, was uns sehr gefällt. Ihr könnt auf den Packungen genau sehen, von welchem Hof das Getreide oder die Linsen kommen. Da gibt es auch eine schöne Übersicht, wenn sich mal jemand dafür interessiert, fragt uns gerne. Verpackt wird die Kornkraft Marke vor Ort, also da ist die Handelskette wirklich ganz kurz. Und günstiger als einige Herstellermarken ist das eben auch.
Und falls ihr das noch nicht gesehen habt: seit dem Sommer haben wir einiges an Großpackungen im Regal (Mehl, Reis, Nudeln,…), die sind verpackungstechnisch total gut und für Familien bestimmt interessant und ganz besonders für alle, die das schon lange bei uns extra bestellt haben.
Und wo wir schon beim Prinzipien über Bord werfen sind:
Welche Bio-Firmen gehören eigentlich wem?
Wenn man gerade so in die Welt schaut, hat man das Gefühl, boah, das ist schon ganz schön schlimm und wo sind eigentlich noch die guten Menschen, die für gute Dinge einstehen und dabei bleiben???
Und dann liest die Bio-Händlerin so in der “BioHandel”, dem Fachmagazin für den Bio-Handel über die Übernahme und Nachfolge bei verschiedenen Bio-Firmen, und dann, puh, Laune im Keller.
Wenn die Nachfolge von Bio-Herstellern oder Firmen nicht in der Familie stattfindet, wie z.B. bei unserem neuen Großhandel Kornkraft, dann gibt es verschiedene Alternativen. Manche machen ihre Firma unverkäuflich, indem sie diese in eine Stiftung überführen, wie das z.B. bei Sonett der Fall ist. Andere Bio-Hersteller verkaufen an andere Bio-Hersteller, wie bei Zwergenwiese geschehen, die von Rapunzel übernommen wurde. Und dann werden manche Firmen einfach, oder manchmal auch gezwungenermaßen, auf den Markt geschmissen und an große Firmen und Investoren verkauft, die mit Bio eigentlich gar nichts am Hut haben. Und das artet in letzter Zeit ganz schön aus. Frustrierend ist das!
In der Vergangenheit haben wir rigoros und gelegentlich auch gegen den Widerstand der Kundschaft große und kleine Hersteller einfach aus unserem Sortiment geschmissen, wenn sie sich an konventionelle Firmen verkauft haben. Z.B. Söbbeke ist mir da in Erinnerung oder Pukka. Wenn man heute recherchiert, betrifft das einfach zu viele große Hersteller, als dass wir das super konsequent so weiter machen könnten. Investor*innen verdienen mittlerweile z.B. mit bei: Allos, Lebensbaum und der Bohlsener Mühle. Wir nehmen in vielen Fällen gerne Alternativen ins Regal (z.B. Sonnentor statt Lebensbaum oder Bauck statt Allos), aber wir können das nicht mehr zu 100% durchhalten. Dafür sind das zu viele und wir wollen euch auch ein gutes Sortiment bieten und manche Dinge sind nicht so einfach zu ersetzen und oder preislich oder geschmacklich keine Alternative. Die Produkte sind ja immer noch gut, nur was mit dem Geld/Gewinn passiert ist fraglich. Im besten Falle geht es an die Menschen, die dort arbeiten, und in Reinvestitionen vor Ort. Und natürlich wird durch die Bio-Anbauweise damit immer noch Gutes unterstützt. Aber es bleibt fraglich, mit welchem Herzblut und mit welcher Absicht dann noch so eine Firma geführt wird. Das Soziale und die grundsätzlich gute Absicht eines Betriebes sollte gewahrt werden und das ist in diesen Fällen eben nicht mehr zu durchschauen. Ihr seht, es ist nicht immer einfach, das Richtige zu tun, wir geben uns aber Mühe. Wirklich.
Einige Änderungen, diesmal aber bei Produkten, gibt es aber auch:
Kleinere und teurere Verpackungen
Was Einkaufende (wir können Euch aber verraten: den Verkaufenden geht das nicht anders) verlässlich auf die Palme bringt, nennen Englischsprachige: Shrinkflation. Also die Verkleinerung von Produktgrößen, gerne bei gleichbleibendem oder gar höherem Preis, um Inflation zu verschleiern. Vor allem wenn sowas möglichst unauffällig von wegen “merkt hoffentlich niemand und wir bleiben die Guten” gemacht wird, ist das natürlich mies. In unserem Sortiment hatten wir das bei zwei prominenten Beispielen in unterschiedlichem Ausmaß befürchtet. Nun bekommen wir im Kontakt mit den Herstellenden ja aber auch deren Nöte und Beweggründe für solche Maßnahmen mit und können uns Mühe geben, diese an Euch zu vermitteln. Ganz so unter der Hand passiert das nämlich nicht bei: Vivani und Voelkel. Von beiden gab und gibt es ausführliche Informationen zu den Hintergründen der Umstellung.
Dass Rohstoffpreise zuletzt stark gestiegen sind, habt Ihr mitbekommen. Ernteausfälle wegen extremer Wetterlagen, Schädlinge, die sich aufgrund des veränderten Klimas mehr verbreiten, erhöhte Lohn-, Produktions-und Transportkosten – all das ist real. Und bevor dann der Liter Saft oder die 100g-Schokolade einen vermutlich untragbaren Preis erreicht, gehen die Firmen eben auch andere Wege. Dazu kommt, dass die neuen 0,5-L-Flaschen von Voelkel im Gegensatz zu ihren größeren Verwandten endlich einen weichmacherfreien Deckel haben und mit 0,25€ pro Flasche und 3,50€ pro Kiste einen Pfandwert bekommen, mit dem Voelkel nicht beständig Verluste macht. Die Flaschen, die ihr und wir mit einem Pfandwert von 0,15€ oder gar 0,08€ kennen, kosten als neu bestellte Einheiten nämlich bis zu 0,40€. Wenn dann aus dem Pfandpool nicht genug an die Abfüllenden zurückkommt, und immer neues Glas bestellt werden muss, wird das dann eben teuer.
Natürlich werden auch sensorische Argumente wie die olfaktorischen Vorteile der größeren Flaschenöffnung oder das feinere Aroma der dünneren Schokoladentafel gepriesen. Da mögt ihr nun selbst entscheiden, welche Punkte ihr hier wichtiger findet.
Jetzt aber mal zu fröhlichen Dingen, zum Beispiel wie immer unserem fröhlichen Team:
Wer ist neu hier und wie ist die Stimmung?
Neu im Team ist die wunderbare Tina, ein Glück ist die da! Die hat Erfahrung und gute Ideen, falls ihr mal eine braucht.
Und wir haben drei neue Minijobber*innen: Fabio, Natalie und Leia. Die sind zwar nicht so oft da, aber fügen sich sehr gut in unser Team ein, auch das ein großes Glück.
Und sowieso, wir arbeiten gerade sehr gerne zusammen, merkt ihr das? Es wird geackert und gegackert, es werden Gemüsebandnamen erfunden (Bob Dillan, Amy Weintraube, Michael Jackfruit….. ), es wird ohne zu zögern eingesprungen, wenn es Krankheitsfälle gibt und es wird sich gemeinsam durch die Bio-Messe gefuttert. Team kann so bleiben!
Und jetzt mal ein schönes Eigenlob:
Die Kontrolleur*innen
In letzter Zeit gab es bei uns mal wieder zwei Kontrollen. Eine vom Verbraucherschutzamt und eine für das Bio-Zertifikat.
Die erste ist immer ein filmreifer Einsatz mit ein wenig Aufregung. Es kommt eine wechselnde (die sind ja nicht doof) Person in den Laden, man ahnt nichts Böses, und nach einer Weile, in der sich diese Person in Ruhe die Dinge bei uns anschaut, bekommt man plötzlich den Ausweis vor die Nase gehalten und das Adrenalin steigt. Dann muss man alles stehen und liegen lassen und der Kontrollperson alles zeigen, was sie einfordert. Z.B. sind das Dokumentation der Temperaturen der Kühlgeräte, es wird mit Taschenlampen im Keller rum geleuchtet und nach Ungezieferspuren gesucht, es werden Beschilderungen geprüft, Dichtungen, Arbeitsflächen und vieles mehr.
Und jetzt kommt’s: Sie sind immer SEHR zufrieden und voll des Lobes. Irgendeine Kleinigkeit finden sie immer, mein Vater sagt, das müssen sie auch, ist ja ihr Job, und recht hat er. Aber wie gesagt, viel Lob kommt da und auch die ein oder andere Geschichte von einem wirklich widerlichen Beispiel im Gegensatz zu uns, sehr unterhaltsam ist das.
Für das Bio-Zertifikat gibt es immer im Vorfeld so einiges an Arbeit, da müssen Handelsketten nachgewiesen werden, da müssen Zertifikate von Zulieferern zusammengesucht werden und vieles mehr. In dieser Zeit hört man Florian fluchen im Büro, und das ist ja sonst nicht seine Art. Aber auch dieses Zertifikat, das jedes Jahr neu geprüft wird, bekommen wir am Ende immer mit vielen warmen Worten ausgestellt. Danke Florian, ich wäre damit am Verzweifeln! Das Bio-Zertifikat ist übrigens vorgeschrieben, kostet Geld und Arbeit und ich persönlich finde, da unsere Zulieferer alle zertifiziert sind, ist es wirklich gar nicht so nötig. Aber was man hat, hat man und es ist vielleicht für den einen oder anderen für Euch auch beruhigend, dass hygienisch und biotechnisch alles in Ordnung ist bei uns.
Wie immer steht auch wieder irgendeine Schließzeit ins Haus:
Die Winterschließi
Weihnachten und so liegt ja jedes Jahr anders. Und dann muss da auch noch die Inventur stattfinden. Und diesmal wäre es so, dass wir eigentlich am Samstag den 3.01. wieder aufmachen könnten, ABER an einem Samstag für nur 5 Stunden wieder aufzumachen und die ganze frische Ware dann wieder einzupacken um die über den Sonntag zu retten, erscheint uns nicht so sinnig.
Wir öffnen daher wieder am Montag, den 05.01.2026 wie immer um 9 Uhr!
Und zuvor schließen wir am Abend des 23.12.2025.
Geschlossen bleiben wir also vom 24.12.2025 bis zum 04.01.2026.
Schreibt es euch in den Kalender!
Und noch was:
Holzofenbrot doppelt so oft
Der Kieler Holzofenbäcker kommt jetzt statt 2x die Woche: 4x die Woche! Warum? Weil er es kann und weil wir sein Brot lieben. Es gibt Stimmen, die sagen, es sei sowieso das beste Brot, das wir haben. Also, wenn ihr es noch nicht versucht habt, große Empfehlung. Unser Favorit: das Roggenvollkornbrot. Ganz großes Kino.
Und zum Schluss wie immer:
Die neuen Produkte
Und das sind nicht gerade wenige, daher hier nur eine Auswahl. Ihr könnt das Neueste vom Neuen ja auch immer in unserer funkelnden Sonderauslage vor der Kasse bewundern.
- Von FBM an der Kasse Baumkuchenspitzen, Florentiner-Crunch und der Blondie neben dem Brownie (blond wegen weißer Schokolade)
- Mehr Knabberzeug von fairfood: Freiburger Nussmix und Crunchy Sojabohnen
- Salat-Topping-Knusperzeug von Rapunzel: Knusprige Kichererbse oder Sonnige Tomaten&Oliven
- Blutorangenmarmelade von La Selva (bzw. Marmellata di arance rosse natürlich)
- Cashew-Schmelz von Zwergenwiese – mega lecker.
- Champs-Schokoriegel Erdnuss-Karamell und Kakao-Karamell
- Sonam’s Tsampa- mein Frühstücksbrei, lecker!
- Den No Coffee habt ihr vielleicht schon entdeckt, ist nicht ganz neu – ein hervorragend guter, schonend entkoffeinierter Espresso (gemahlen und als Bohnen)
- Frische Vollmilch der Hofmolkerei Dehlwes. Als günstigere Alternative zur immer noch tollen Milch vom Hamfelder Hof.
- Ein wirklich alkoholfreies Bier von Stralsunder (also quasi Störtebeker). Die meisten anderen Alkoholfreien haben ja immer noch 0,3 oder 0,5%…
- Alkoholfreier Wein Fermence Chardonnay (kein wie üblicherweise entalkoholisierter Wein, sondern unter anderem mittels Sauerteigkulturen und Milchsäurebakterien vergorener Traubensaft – gerade eiskalt ganz schön gut!)
So. Das soll es auch gewesen sein. Ist ja wieder tüchtig lang geworden.
Ausführliche Grüße von Anne, Florian und der warenwirtschaft!
