warenwirtschaft newsletter 37

Hamburg, im November 2012

Verehrtes Publikum – hier ein Brief zur freien Verfügung, während der Herbst prasselnd an die Fenster klopft und des Jahres Haupt sich traurig neigt. Das ist Poesie, Poesie gerät bei wenig Licht häufig ein bisschen trübsinnig.

Aber genug davon, es folgt ein bunter Blumenstrauß von Geschichten, die das Leben schrieb.

Susannengang

 Wie das so ist mit den 400-Euro-Stellen – das macht niemand für ewig. Unsere Aushilfe Susanne, die lange bei uns an der Kasse ihre Frau gestanden hat, zieht weiter nach anderswo, wir wünschen ihr dort alles Gute und hoffen, sie kommt hin und wieder auf eine Suppe vorbei. Stattdessen haben wir Kolja angestellt, der schon jetzt fast alle Brote beim Namen nennen kann. Kolja wird noch eingearbeitet, manchmal ist er vielleicht nicht so schnell an der Kasse wie z.B. dieser Teufelskerl Nico mit seinen magischen Fingern („Fingers“ nannte man ihn damals während seiner Teilnahme am großen „Kampf der Kassierer“ in Brooklyn ’72), aber er macht sich sehr gut, bald werdet ihr den Unterschied gar nicht mehr bemerken. Also, fast gar nicht. Also, ob er sich einen eigenen Kassierer-Kampfnamen verdienen wird, steht natürlich noch in den Sternen. Aber naja.

Leserwahl Schrot & Korn

Welcher Bioladen ist eigentlich der beste? Na? Welcher? Welcher?

Die alljährliche Schrot&Korn-Leserwahl läuft noch bis zum 11. Dezember. Wir waren da bisher immer recht erfolgreich dabei und sitzen bequem auf einem himmelhohen Haufen Medaillen, aber das EIGENTLICH Interessante an der Wahl ist nicht der Triumph, nein.

Schrot&Korn leitet eine detaillierte Auswertung eurer Stimmen und Anmerkungen an uns weiter, das ist für uns eine sehr aufschlussreiche Momentaufnahme davon, was ihr alle so von der warenwirtschaft denkt, was euch gefällt und was ihr euch anders wünscht. Also macht doch bitte alle mit, ihr tut nicht nur uns einen Gefallen damit, sondern könnt sogar das eine oder andere gewinnen. Wählen könnt ihr mit den Postkarten, die ihr auf dem Kassentresen findet, oder ganz modern online unter diesem Link.

Weihnachtszu

Schließzeit – jucheh! Also, nehmt das bitte nicht persönlich. Aber ist schon schön, wenn man den Laden mal für ein paar Tage zumachen kann. Traditionell schließen wir zwischen Weihnacht und Neujahr, dieses Jahr setzen wir wegen der Lage der Feiertage noch einen drauf und bleiben auch Heiligabend geschlossen.

Wir hatten bisher am 24. immer bis 12 Uhr geöffnet, und das war kein schlechter Tag, weil ruhig und beschaulich und irgendwie festlich gestimmt, aber so richtig viele Leute kamen da nie zum Einkaufen. Insofern hoffen wir, dass sich niemand allzu sehr vor den Kopf gestoßen fühlt, wenn wir dieses Jahr einen Tag früher zu unseren Familien fahren, aber im Austausch am Samstag, den 22.12. zwei Stunden länger zur Verfügung stehen, nämlich bis 16 Uhr.

Es gilt die schon vielfach wiederholte Maxime: Kauft soviel wie möglich so früh wie möglich, wenn ihr euch so wenig wie möglich mit einem überfüllten Laden stressen wollt. Erfahrungsgemäß wird es in den letzten Tagen vor der Schließung sehr, sehr wild bei uns zugehen (also, eher ein anstrengendes wild als ein aufregendes und sehenswertes wild), und je weniger ihr auf den letzten Drücker unbedingt noch bei uns besorgen müsst, desto besser.

Wie üblich werden wir kurz vor der Schließzeit den Frischwarenbestand allmählich runterfahren, damit uns nicht so viel verdirbt – es schadet also nichts, uns bescheid zusagen, wenn ihr auf jeden Fall am 22.12. noch ein Kilo Feldsalat braucht oder so.

Am 1.1. ist Neujahr, am 2.1. ist Inventur – am Donnerstag, dem 3.1., machen wir dann wieder auf.

Nochmal aufs Wesentliche reduiert: Die warenwirtschaft ist vom 23.12.2012 bis zum 2.1.2013 geschlossen.

Weihnachtsfleisch

Ebenfalls dem Themenbereich „Festliches“ zugehörig: Die diesjährige Weihnachtsfleisch-Order. Heute haben wir die Listen und Daten von unseren Lieferanten bekommen. Wir werden euch Geflügel vom Bauckhof in der Lüneburger Heide und vom Hof Mühlenberg bei Bremerhaven besorgen können. Wie auch beim letzten Mal ist ordentliches Fleisch von ordentlich gehaltenen Tieren kein unendlich verfügbares und hundertprozentig planbares Industrieprodukt, insbesondere Gänse- und Ententeile sind knapp. Aber wir sind zuversichtlich; in den letzten Jahren haben wir eigentlich immer alles Gewollte besorgen können. Die Bestell-Listen liegen ab sofort im Laden aus und hängen hier im Internet, der letzte Termin für die reguläre Bestellung ist der 5.12, geliefert wird am Freitag, dem 21. – und von den Bestellern wird dann bitte auch direkt am Freitag abgeholt, wir können den ganzen Vogelkram nämlich nur mit Mühe und Not bei uns lagern.

Mitgliederstop

So, und jetzt der Klopper – wir sind so gut wie voll! Bumm. Wir haben so ewig viel drüber nachgedacht und geredet und wieder geredet, ob und wann und wie es diesen Punkt geben wird, und ob man sich ein Mitgliederstop überhaupt erlauben darf, dass es uns ein Bedürfnis ist, unsere Gründe dafür hier quasi panoramisch auszubreiten – vielleicht interessiert es ja den einen oder anderen. Für die, die nur an baren Fakten interessiert sind: Wir werden bei 650 Mitgliedern eine Warteliste für Neuzugänge einrichten, weil in unseren Augen die Kapazitäten des Ladens, wie wir ihn gerne haben, ausgeschöpft sind. Derzeit haben wir knapp 640.

Alle anderen machen es sich bequem und lesen bitte weiter.

Uns ist in den letzten Monaten immer bewusster geworden, dass der Stress im Laden nicht noch mehr werden sollte, wenn man ernsthaft drüber nachdenkt, womöglich bis ins hohe Alter in der warenwirtschaft an der Kasse zu stehen. Denn man will ja nicht verfrüht zum Krückstock greifen müssen, dafür ist im hohen Alter selbst noch genug Zeit.

Die Warenmengen, die uns mit jeder Bestellung in den Laden geschoben werden, haben inzwischen ein solches Ausmaß angenommen, dass kaum noch mehr in unsere Lager passt; zu Hochzeiten rangieren wir mit einem Dutzend Rollwagen in unserem kleinen Keller, mehr davon geht beim besten Willen nicht – ganz zu schweigen davon, dass wir mit dem Auspacken und Nachräumen kaum noch hinterherkommen.

Es ist also auch eine infrastrukurelle Grenze, an die wir hier stoßen: Die warenwirtschaft hat eben nur soundsoviel Quadratmeter, und die sind irgendwann voll.

Mit den personellen Grenzen sieht es nicht viel anders aus: Außer dem Laden läuft auch das Café wie geschmiert (was gut ist) und macht entsprechend viel Arbeit (was logisch ist, aber halt irgendwie bewältigt werden muss), so dass die Zeiten, zu denen wir nur zu zweit vor Ort sind, bei uns sehr unbeliebt geworden sind – man kommt einfach nicht so richtig hinterher, eigentlich wäre es schon jetzt nötig, alle Schichten zu dritt zu besetzen, und selbst dann kommt man meist ganz gut ins Schwitzen.

Und da wir mit der aktuellen Besetzung nach oben nicht mehr viel Luft haben – mehr Stunden, schneller laufen, höher stapeln etc. – und die Besetzung nicht unbegrenzt wachsen soll, damit wir als Kollektiv so überschaubar, persönlich, miteinander freundlich, konsens- und bewegungsfähig bleiben, wie wir sind, möchten wir an dieser Stelle erstmal halt sagen, bevor es für uns (oder euch) zu anstrengend und unschön wird.

Also: Halt.

Dass Wachstum um jeden Preis nicht so unser Ding ist, war uns schon länger klar – natürlich ist mehr Geld eine schöne Sache, aber ein Privatleben und weniger Arbeit und ein familiärer Umgang auf Augenhöhe mit einer überschaubaren, eng verbandelten Mitarbeiter- und Kundschaft auch.

Bloß was genau man wann zu tun hat, um dieses empfindliche Gleichgewicht zu erreichen und zu halten, überlegen und diskutieren wir schon wirklich lange.

Nun ist aber zumindest eine wesentliche Entscheidung in dieser Hinsicht gefallen: Bei 650 Mitgliedern ist vorerst Schluss mit Wachsen.

Nicht, weil wir inzwischen reich und faul geworden wären. Natürlich ist das Geld, das der Laden abwirft, immer mehr geworden, sonst wäre das Projekt ja ein Reinfall. Ab Anfang nächsten Jahres sollte für uns alle ein Gehalt rauskommen, über das man sich wirklich nicht mehr zu grämen braucht, sonst würden wir uns einen solchen Entschluss auch gar nicht erlauben können. Aber zum Porsche Cayenne (Biodiesel, Naturkautschukreifen, vegane Kuntstledersitzbezüge, klar) fehlt uns noch ein bisschen was.

Trotzdem ist das Mitgliederstop keine Notlösung und bestimmt kein Grund zum Jammern. Für uns ist das alles unterm Strich auch und vor allem eines: Ein Grund zum Anstoßen.

Gut, im Laufe der Zeit haben die Meilensteine nach jeder Neukalkulation immer ein bisschen gewechselt, aber 650 ist auf jeden Fall mal einer gewesen, und nun ist er so gut wie erreicht, und er ist der vorerst letzte – wir sind also am Ziel und können uns vielleicht sogar ein bisschen auf den Lorbeeren ausruhen.

Also: Hoch die Tassen! Der Laden, unser Baby, ist fertig, und das schon im Alter von nicht einmal fünf Jahren. Das sollen die Babys anderer Leute mal nachmachen, nach allem, was man so in der NEON liest, kommen die ja heutzutage nichtmal mit 30 Jahren so richtig aus.

Ein paar Plätze gibt es übrigens noch – wenn ihr also von entscheidungsschwachen Freunden und Bekannten umgeben sein, die „eigentlich ja schon ganz lange auf jeden Fall“ bei uns eintreten wollen, dann legt ihnen nahe, dass jetzt ein guter Zeitpunkt dafür wäre. Ansonsten müssen sie auf die Warteliste (was im Zweifelsfall auch kein Weltuntergang ist – wir haben durchaus einige Fluktuation in der Mitgliederschaft, da werden jeden Monat ein paar Leute nachrücken können).

Wieder online,

das noch als Letztes, ist unsere Internetseite. Wir haben einen technischen Patzer zum Anlass genommen, das Internet-Gesicht der warenwirtschaft generalzuüberholen, und wie vieles andere auch hat das wesentlich länger gedauert als gedacht. Details müssen noch nachjustiert werden, aber ab jetzt gibts da wieder allerlei anzuklicken, und Mittagesser können tagesaktuell unser Suppenangebot nachlesen, und schön bunt ist das Ganze auch.

 Neue Produkte

  • Noch mehr Produkte von Khadi, der ayurvedischen Kosmetikreihe
  • Neue Söbbeke Herbst-Joghurts in allerlei obskuren Geschmacksrichtungen (Preiselbeere-Hagebutte, Brombeer-Vanille, Aloe Vera-Rinderhack etc.)
  • Holy Holunderblütensirup
  • Peanutbutter creamy
  • Tomaten-Rosmarin-Dressing von Emils
  • Mandel-Tonka-Stick, schweinelecker
  • Mandel-Tonka-Schokolade, ebenso.
  • Vollmilch-und Zartbitterkuvertüre HIH – dünner und besser zu schmelzen.
  • Antipasto della nonna, nach einem wunderbaren Rezept von irgend’ner netten italienischen Oma
  • und auch von Rapunzel versuchsweise fest im Sortiment: Basmatireis im Stoffsack.
  • ebenso im Sack: Carnaroli-Reis
  • Erdmandeln gemahlen und geröstet
  • Original Rapunzel Müsli in klein und groß
  • Frühstücksbrei Hildegard und Basen-Balance
  • glutenfreie Fruchtriegel von LUBS: Heidelbeere, Aronia und Maracuja
  • schwedisches Knäckebrot: Hallbröd und Barkbröd von Allos
  • von Naturata: Limette-Minze Chutney
  • von Bauck: Leinsaat geschrotet
  • FruchtGelee Schwarze Johannisbeere, Himbeere, Apfel und Quitte von Zwergenwiese
  • neuer Zuwachs in der Now-Limonaden-Familie: Grapefruit und Green Herbs
  • Osoti bietet ziemlich begrenzt ein feines Olivenöl an, das im gleichen Anbaugebiet gewonnen wird, aus dem eben auch die bei uns (und also auch offenbar bei Euch) überaus beliebten Osoti-Weine stammen.
  • der besondere Wein zur Weihnachtszeit 2012: Mas Igneus FA 206 aus dem Priorat. Sehr hübsch da, im Priorat, haben wir kürzlich gehört. Und der Wein ist, ohne jetzt mit önologischem Vokabular um sich zu werfen, seinen höheren Preis wert.
  • dunkles Hefeweißbier: das Lammsbräu Schwarze.
  • saisonale Säfte von Voelkel: Brombeer-Vanille und Sanddornkräfte sowie Holunder-Aronia-Sirup.
  • und natürlich gibt es die heißzumachenden Säfte, Weine und Punsche wieder.

und, wie könnte es anders sein: Das Weihnachtssortiment, denn bald ist Weihnachten. Nicht zu übersehen am Kassentresen, viele tolle Sachen, besonders hervorzuheben die exzellenten Elisenlebkucken aus Bremen, der exzellente Marzipankram und das mindestens ebenso exzellente Nougat, mit Liebe von Hand vom Klotz geschnitten und ausgewogen von uns für euch.

 

Und das, meine Damen und Herren, war’s. Wir hoffen, es hat allen gefallen, oder wenigstens der Hälfte von allen, das wäre doch schon eine gute Quote.

Wir sagen gute Nacht,

Anne, Berit, Florian, Louisa, Nico und Reuli

 

warenwirtschaft.